Vor 31 Jahren musste das Carl-Zeiss-Hauptwerk in Jena einem Einkaufszentrum und dem Uni-Campus weichen.
Viele erinnern sich noch an das Gebäude, aber es werden weniger. Nicht zuletzt deshalb wurde Ende 2020 der Wettbewerb Modellathon 2020 für Studierende ausgerufen. Das Ziel: Die Modelle sollen der Jenaer Stadtöffentlichkeit helfen, sich den Gebäudekomplex vorzustellen – und zwar in seinem Bauzustand vor dem Ersten Weltkrieg. Jetzt stehen die Gewinner des Wettbewerbs fest.
Wie lässt sich das 3D-Modell eines Gebäudekomplexes erstellen, der seit über 30 Jahren nicht mehr existiert? Vor dieser kniffligen Herausforderung standen elf studentische Teams, die am Wettbewerb „Modellathon 2020“ teilnahmen. Konkret ging es bei dem Wettstreit, der das erste Mal in dieser Form von der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgeschrieben wurde, um das einstige Hauptwerk der Firma „Carl Zeiss“ mitten im Herzen Jenas.
„Die Beiträge waren vielfältig, von hoher Qualität und teilweise sehr originell“, sagt Prof. Dr. Sander Münster von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Mitglied der Jury, über die 3D-Modelle der Studierenden. Es sei den Juroren deshalb nicht leichtgefallen, die Sieger zu küren. Gewonnen haben schließlich Daniel Hinz und Louise Tharandt (Universität Köln) vor Dirk Mariaschk (FU Berlin) und Steven Götz (Humboldt-Universität Berlin). Den dritten Platz teilen sich Christine Käfer und Lilia Gaivan (beide LMU München) sowie Liv Eichner von der Universität Jena. Dotiert sind die Plätze mit jeweils 1.000, 350 und 200 Euro.
Die Lücken in den Vorlagen mussten plausibel geschlossen werden
Um die Herausforderung des Wettbewerbs bewältigen zu können, erhielten die Studierenden Material aus dem Firmenarchiv von Zeiss in Jena, beispielsweise Fotografien, Zeichnungen und Grundrisse. Das Kniffelige bei der Rekonstruktion war, dass die Informationen das Gebäude nicht vollständig und nicht aus jeder Perspektive darstellen. Zum Beispiel zeigen zeitgenössische Fotografien nicht alle Fassadenteile der verschiedenen Gebäude. Das führte zu Lücken in den 3D-Modellen, die die Studierenden historisch plausibel schließen und ihr Vorgehen in Begleittexten erläutern mussten. Gerade das war ein wichtiges Bewertungskriterium, das eine Fachjury neben weiteren Aspekten begutachtet hat.
Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb von Dr. René Smolarski vom Lehrstuhl für Digital Humanities mit Schwerpunkt Bild- und Objektdaten der Universität Jena.
In den kommenden Monaten sollen die prämierten Modelle der Jenaer Stadtöffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert werden. Dann können sich vielleicht wieder mehr Menschen den alten Gebäudekomplex vorstellen, der das Stadtbild für lange Zeit geprägt hat.
Der Wettbewerb ist an der Professur für Digital Humanities mit Schwerpunkt Bild- und Objektdaten der Friedrich-Schiller-Universität Jena angesiedelt und wird von der Hochschulrektorenkonferenz gefördert. Die Projektleitung obliegt Dr. René Smolarski (Jena) und Dr. Heike Messemer von der Universität Würzburg. Kooperationspartner sind das Institut für Kunstgeschichte der Universität Würzburg, die Forschungsgruppe Knowledge Visualization im Department Design der Zürcher Hochschule der Künste und die Professur für angewandte Informatik und Visualisierung im Bauwesen am Architekturinstitut der Hochschule Mainz.
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Info, FSU Jena // Vivien Busse
Foto: Liv Eichner // Universität Jena