Das Symposium „Beredtes Schweigen“ am 30. November 2024 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena beleuchtet die NS-Eugenikverbrechen und ihre Folgen
Das Symposium „Beredtes Schweigen“ wird am 30. November 2024 im Großen Hörsaal der Zoologie (Erbertstraße 1) an die NS-Eugenikverbrechen und ihre Folgen erinnern. Zugleich wollen die Organisatoren mit der eintägigen Veranstaltung einen Impuls setzen, einen Denkanstoß, um den hunderttausenden oft noch immer namenlosen Opfern eine Stimme zu geben. „Bis heute sind die körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen, die während der NS-Zeit getötet oder zwangssterilisiert wurden, kein Teil der etablierten Erinnerungskultur“, sagt Dr. Karl Porges.
Der Biologiedidaktiker und sein Kollege apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld von der Friedrich-Schiller-Universität Jena richten gemeinsam mit Kooperationspartnern das Symposium aus. Erst kürzlich wurden sie für ihr Engagement, der Weiterentwicklung der Jenaer Erklärung in der Projektinitiative „Beredtes Schweigen“, mit dem 10. Thüringer Demokratiepreis ausgezeichnet.
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Kooperationspartner und Unterstützer sind das Institut für Zoologie und Evolutionsforschung mit Phyletischem Museum, der Verein „Lernort Weimar“, das „stellwerk junges theater weimar“, das Theaterhaus Jena, das Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM), der Landesverband der Lebenshilfe Thüringen und das Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) der Universität Jena. Eröffnet wird das Symposium u. a. durch ein Grußwort von Jürgen Dusel, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
Kontinuität im Rassedenken von Ernst Haeckel bis in die Gegenwart
Den einführenden Vortrag hält Prof. Hoßfeld um 9.40 Uhr. Er trägt den Titel „Institute, Geld, Intrigen. Rassenwahn in Thüringen 1930 bis 1945“. Dabei, so sagt es Hoßfeld, begann der Rassenwahn in Thüringen bereits vorher, mit Ernst Haeckels Ansichten über „Menschenrassen“. Es gebe da eine Kontinuität, die im Kaiserreich beginnt und sich über die NS-Zeit bis in die Gegenwart zieht, so Uwe Hoßfeld. Karl Porges ergänzt: „Die NS-Eugenikverbrechen und ihre Folgen sind zudem bis heute ein Desiderata in der Bildungsarbeit.
Wenn wir über Inklusion reden, dann gehören auch die Themen Rassismus und Eugenik zwingend in die Lehrpläne an Schulen und Berufsschulen!“ Möglichkeiten, diese Themen in der Bildung zu platzieren, werden daher auf der Veranstaltung diskutiert. Wie inklusive Bildungsarbeit gelingen kann, zeigt zudem das Projekt „Barrierefrei erinnern. Das Zentrum für Thüringen“.
Im Phyletischen Museum werden am Veranstaltungstag Auszüge der „Wanderausstellung: Wohin bringt ihr uns?“ gemeinsam von Menschen mit und ohne Behinderungen gezeigt. Für den Abschlussvortrag wird Dr. Michal Simunek von der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik aus Prag erwartet. Er referiert aktuelle Erkenntnisse zum Thema „Der Reichsleiter Bouhler und das Protektorat Böhmen und Mähren: Bemerkungen zur Ausweitung der NS-‚Euthanasie‘“.
Künstlerische Auseinandersetzung mit Eugenik und Rassenwahn
Insgesamt bietet sich den Besucherinnen und Besuchern des Symposiums am 30. November die Gelegenheit, die Ergebnisse des seit zwei Jahren laufenden Projekts „Beredtes Schweigen“ kennenzulernen. Der Bogen reicht von wissenschaftlichen Vorträgen über die Biographien von Opfern bis hin zur künstlerischen Auseinandersetzung mit den Themen Eugenik und Rassenwahn. So werden die von Anke Zapf gestaltete Graphic Novel „Ausradiert“ und das gleichnamige Theaterstück vom „stellwerk junges theater weimar“ vorgestellt. Bereits am 27. November, um 20.45 Uhr, können sich Interessierte im MDR den Film „Ermordet, Verschwiegen, Vergessen.
Die Opfer der NS-Euthanasie“ anschauen. Ein Team um Juliane Maier-Lorenz begleitete die Projektinitiative von Beginn an. Das Symposium selbst ist öffentlich und kostenfrei zugänglich. Die Vorträge und Diskussionen können zudem online unter dem Livestream https://online.mmz.uni-jena.
Weitere Informationen und das vollständige Programm der Veranstaltung sind zu finden unter www.beredtes-schweigen.de. Das Projekt „Beredtes Schweigen – NS-Eugenikverbrechen und ihre Folgen“ wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und dem Bundesministerium der Finanzen gefördert.
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Info, FSU Jena – Stephan Laudien
Foto, Anke Zapf // Universität Jena