Jenaer Wissenschaftler: In Armut lebende Familien profitieren von frühen Hilfen
Prof. Dr. Sören Kliem, Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, kommt anhand einer durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Langzeitstudie zu dem Ergebnis, dass von Armut betroffene Familien davon profitieren, dass frühzeitig unterstützende Hausbesuche angeboten werden.
Teilnehmerinnen dieser Studie wurden dabei ab der 36. Schwangerschaftswoche bis zum zweiten Geburtstag des Kindes kontinuierlich durch speziell geschulte Hebammen oder Sozialpädagoginnen unterstützt und mit Teilnehmerinnen verglichen, die keine Unterstützung in Form von Hausbesuchen erhielten. Teilnehmerinnen, bei denen Hausbesuche stattfanden berichteten nun, zum Zeitpunkt des 7. Lebensjahres ihres Kindes, von geringeren Problemen hinsichtlich der eigenen psychischen Gesundheit und einer insgesamt höheren Lebenszufriedenheit.
Zudem berichteten diese Mütter auch von deutlich reduzierten Raten elterlicher Gewalt, Kindesvernachlässigung sowie kindlicher Verhaltensauffälligkeiten und emotionaler Probleme.
Für Prof. Dr. Kliem liegt die Relevanz dieser Ergebnisse klar auf der Hand: „Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung müssen als Hauptrisikofaktoren für eine ungünstige gesundheitliche Entwicklung von Kindern bewertet werden. Die hiermit verbundenen langfristigen Gesundheitskosten sind enorm. Eltern wollen in der Regel nur das Beste für ihre Kinder.
Misshandlung und Vernachlässigung nicht aus Böswilligkeit, sondern Überforderung
Misshandlung und Vernachlässigung entstehen nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Überforderung und mangelnder Unterstützung. Genau hier setzen Frühe Hilfen an und bieten von Anfang an eine wichtige Unterstützung für die von Armut betroffenen Familien. Die positiven Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass eine weitreichende Einführung solcher Frühförderprogramme neben der Verhinderung von subjektivem Leid auch zu hohen Einsparungen im Gesundheitsbereich beitragen könnte.
Frühe und nachhaltige Unterstützung von in Armut lebenden Familien ist daher nicht als Kostenpunkt zu verhandeln, sondern sollte als eine sinnvolle und nachhaltige Investition öffentlicher Gelder verstanden werden.“
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jüngst in der international renommierten Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht. Autoren sind Prof. Dr. Sören Kliem (Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Sozialwesen) und Dr. Malte Sandner (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit).
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Info: Sigrid Neef // EAH Jena
Foto: Pixabay // Symbolfoto