Eine der wichtigsten Methoden, durch die Psychologinnen und Psychologen Erkenntnisse erlangen, ist das Experiment. Kaum ein Zweig in der Disziplin kommt ohne Paradigmen aus, die helfen, systematisch bestimmte Aspekte des menschlichen Verhaltens und seiner Steuerung durch kognitive, emotionale und motivationale Prozesse zu beleuchten und zu verstehen. Metaphorisch gesprochen sind diese experimentellen Paradigmen daher so etwas wie „Fenster zur menschlichen Seele“. Der Austausch über Forschungsergebnisse und -methoden untereinander ist deshalb ebenso notwendig wie bereichernd. Gelegenheit dazu bietet sich in diesem Jahr in Jena. Vom 21. bis 25. März treffen sich rund 800 Expertinnen und Experten während der internationalen „Tagung experimentell arbeitender Psychologen“ (TeaP) an der Friedrich-Schiller-Universität. Die Konferenz ist die größte ihrer Art im deutschsprachigen Raum und findet nach 2009 bereits zum zweiten Mal in Jena statt. 3 Keynotes, 32 Symposien zu verschiedenen Themen, 373 Vorträge und 206 Poster erwarten das Fachpublikum.
Die Grundfunktionen des Menschen verstehen und erklären
„Experimente sind elementar für die psychologische Grundlagenforschung“, sagt Prof. Dr. Klaus Rothermund von der Universität Jena, einer der Organisatoren der Tagung. „Wir versuchen, die Grundfunktionen des Menschen zu verstehen und zu erklären, indem wir innerhalb von Versuchen unterschiedliche Bedingungen herstellen und überprüfen, welche Konsequenzen das auf das menschliche Handeln hat. Da wir während der Experimente manipulativ eingreifen, können wir sicher sein, dass wir Grundlegendes im menschlichen Verhalten kausal erklären und es nicht durch bestimmte Vorbedingungen beeinflusst ist.“ Die Allgemeine Psychologie – also etwa die Gedächtnis-, Emotions-, Motivations-, Aufmerksamkeits-, Wahrnehmungs- und Lernforschung – wäre ohne solche Versuche nicht möglich. Einen entsprechend fundamentalen Stellenwert nimmt die Experimentelle Psychologie auch an der Universität Jena ein.
Werkzeugkasten der Psychologie
Häufig greifen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei auf einen „Werkzeugkasten“ zurück. In diesem befinden sich bereits zuvor entworfene Musterversuchsanordnungen – sogenannte Paradigmen –, die für das jeweilige Experiment entsprechend angepasst, kombiniert und innovativ weiterentwickelt werden.
Auch während der Tagung tauschen sich die Teilnehmer über ihre Vorgehensweise und die Auswertung von Versuchsdaten mit digitalen Möglichkeiten aus. Im Mittelpunkt stehen aber vor allem Forschungsergebnisse – beispielsweise im Bereich des Spracherwerbs. So stellt Gabriella Vigliocco vom University College London in ihrem Vortrag neue Erkenntnisse vor, wie Kinder nicht nur Sprechen lernen durch das Hören und Anwenden von Gesagtem, sondern auch durch weitere Hinweise, die der Sprecher ihnen gibt. Dabei berichtet sie über neue Forschungsmethoden, die ihr erlauben, ihre Probanden in lebensnahen Umgebungen zu untersuchen.
Kontrollprozesse halten uns in der Spur
Ihre Londoner Kollegin Antonia Hamilton widmet sich in ihrer Key-Note den sozial-kognitiven und neuronalen Prozessen, die während der nonverbalen Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen ablaufen. Im Besonderen hat sie untersucht, warum Menschen ihr Gegenüber imitieren, um sich mit ihm verbunden zu fühlen.
Tobias Enger von der Duke University im US-amerikanischen Durham präsentiert in seinem Vortrag neue Antworten auf die Frage, wie es dem Gehirn durch kognitive Kontrollprozesse gelingt, uns in der Spur zu halten. Kognitive Kontrolle ist insbesondere dann erforderlich, wenn Dinge passieren, die vom Gewohnten abweichen – wenn also beispielsweise der Fahrer in einem Fahrzeug von seinem routinierten Verhalten auf dem Weg zur Arbeit abweichen muss, weil sich plötzlich eine Gefahrensituation im Straßenverkehr eröffnet hat, die Aufmerksamkeit erfordert und die ein Ausbrechen aus bisherigen Handlungsroutinen erfordert.
Weitere Informationen zur TeaP 2020 sind zu finden unter: https://teap2020.dryfta.com/
Info, FSU JENA / Axel Burchardt
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