Preisverleihung im Mai 2021
Das wissenschaftliche Kolloquium und die Festveranstaltung zur Preisverleihung werden, der Pandemie geschuldet, erst Anfang Mai 2021 anlässlich des Geburtstages von Friedrich von Hardenberg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfinden.
Eine Jury internationaler Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unter Vorsitz des Präsidenten der Internationalen Novalis-Gesellschaft, Prof. Dr. Dennis Mahoney (University of Vermont), und des Präsidenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Walter Rosenthal, hat über die Vergabe des Novalis-Preises für innovative Forschungen zur europäischen Romantik entschieden: Der Preis wird in diesem Jahr Dr. Nicolas von Passavant (Basel/Berlin) zuerkannt.
Jena/Oberwiederstedt (03.05.20) Der mit 2.500 Euro dotierte Novalis-Preis wird alle zwei Jahre von der Forschungsstelle Europäische Romantik an der Universität Jena und der Internationalen Novalis-Gesellschaft mit der Forschungsstätte für Frühromantik (Schloss Oberwiederstedt) vergeben. Die wissenschaftlichen Einrichtungen widmen sich einer internationalen und fächerübergreifenden Forschung zur Romantik und ihrer Wirkungen. Mit dem renommierten Preis werden herausragende, impulsgebende Forschungsergebnisse in Form von Dissertationen und Habilitationen gewürdigt. Der Preis ist dem Philosophen und Schriftsteller Novalis, eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, gewidmet, der am 2. Mai 1772 auf Schloss Oberwiederstedt geboren wurde und am 25. März 1801 in Weißenfels starb.
Eine Genealogie der Sonderlingsliteratur
Die mit dem Novalis-Preis 2020 gewürdigte Studie „Nachromantische Exzentrik. Literarische Konfigurationen des Gewöhnlichen“ von Nicolas von Passavant ist 2019 im Wallstein Verlag erschienen. Die an der Universität Basel entstandene Dissertation geht von der Poetik Friedrich von Hardenbergs aus, die das Gewöhnliche und das Geheimnisvolle dynamisch zu vermitteln versucht, und zeichnet bis in die Gegenwart hinein Stationen literarischer Exzentrik nach. Sie sondiert dabei Konfliktlinien und -muster. Untersucht werden gleichermaßen die künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Implikationen romantischer wie nachromantischer Exzentrik. Der Autor entfaltet eine Genealogie der Sonderlingsliteratur von 1800 bis in die Gegenwart. Er führt dabei u. a. zu E. T. A. Hoffmann, Jeremias Gotthelf und Wilhelm Raabe. Und er zeigt noch an Poetiken des 20. und 21. Jahrhundert von Robert Walser über Thomas Bernhard bis zu Udo Lindenberg, „in welcher Weise Ressourcen zur Dynamisierung von Literatur und Gesellschaft gerade in exzentrischen Konfigurationen des Gewöhnlichen liegen.“
Nicolas von Passavant war nach der Promotion mit Stipendien des Schweizerischen Nationalfonds an der Goethe-Universität Frankfurt/M., der Queen Mary University of London und dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin tätig. Zurzeit ist er Forschungsstipendiat an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort arbeitet er an seiner Habilitationsschrift, in der er sich Metaphern der Körperlichkeit und deren politischer Bedeutung in Literaturen des Spätbarock und der Frühaufklärung widmet. Artikel des Preisträgers sind u. a. in der „Zeitschrift für deutsche Philologie“, in der „Sprachkunst“ sowie den Jahrbüchern der Wilhelm Raabe-, der E.T.A.-Hoffmann- und der Friedrich Schlegel-Gesellschaft erschienen. Im kommenden Winter veranstaltet er zusammen mit Nathan Taylor die begleitende Tagung zu Monika Rincks Frankfurter Poetikvorlesung. Gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Alexander Honold (Basel) ist dieses Jahr auch die Herausgabe eines Bands über den Schriftsteller Thomas Hürlimann geplant. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet Nicolas von Passavant als Drehbuchautor. So schrieb er zusammen mit Max Linz das Drehbuch zum Film „Weitermachen Sanssouci“, der 2019 auf der Berlinale Premiere hatte. Als nächstes Projekt soll ein Spielfilm über E. T. A. Hoffmann folgen.
Info, FSU JENA // Axel Burchardt