Es begann vor 17 Jahren, nun ist es vorbei: am 14. April 2003 gliederten sich die Jenaer Fußballerinnen aus dem Universitätssportverein aus, am 7. September 2008 begann für den FF USV mit dem 2:3 im Heimspiel gegen den Hamburger SV das Abenteuer Erste Bundesliga, im Jahr 2010 feierte man mit dem Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen den amtierenden UEFA Women’s Cup-Sieger FCR 2001 Duisburg, welches mit 0:1 verloren wurde, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Acht Jahre später folgte der Abstieg in die Zweitklassigkeit und ein unmittelbarer, dramatischer und emotionaler Wiederaufstieg. Doch schon ein Jahr darauf verabschieden sich die Blau-Weißen: diesmal jedoch nicht nur aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, sondern für immer.
Wenn die Schiedsrichterin am Sonntag gegen 15.45 Uhr die Partie gegen den MSV Duisburg abpfeift, dann ist die sportliche Geschichte des FF USV beendet, bevor man sich ab Juli dem FC Carl Zeiss anschließen und die Geschichte Jenaer Frauenfußballs in der 2. Frauen-Bundesliga fortsetzen wird.
Nach 242 Bundesligaspielen ist Schluss
Mit Lisa Seiler stand eine FF-USV-Spielerin schon in besorgtem erstem Heimspiel gegen Hamburg vor zwölf Jahren in der Startelf. Nun liegt vor dem Vereinsurgestein und ihren Mitspielerinnen das 242. und letzten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte des 13. der ewigen Bundesligatabelle. Ebenfalls zum damaligen Kader gehörten die heutige Mannschaftskapitänin Julia Arnold sowie Anne Pochert, welche ab Juli das Team, dann unter dem Namen FCC, als Trainerin leiten wird. Die 34-Jährige löst Christopher Heck ab, für den das Heimspiel gegen Duisburg ebenso ein Abschied von Verein und Team sein wird.
Jena das Zünglein an der Waage im Abstiegskampf
Für die seit anderthalb Wochen feststehenden Absteiger aus Jena geht es um nichts mehr, für den Gegner aus Duisburg ist die Lage ungleich brisanter. Den MSV, auch schon letzter Saisongegner beim Abstieg 2018, trennt im Moment nur das besser Torverhältnis vom ersten Abstiegsplatz, den bisher der 1. FC Köln bekleidet. Somit könnten es die Thüringerinnen selbst sein, die am Ende entscheiden, wer gemeinsam mit ihnen den Gang in die 2. Frauen-Bundesliga antritt.
Für die noch sieglose Heck-Elf, die in den Wochen nach dem Liganeustart mit ansprechenden Leistungen auf sich aufmerksam machte und zuletzt der SGS Essen beim 1:1 einen Punkt abtrotzte, steht das Ziel für Sonntag fest: mit dem lange ersehnten ersten Sieg will man sich von Trainerteam, Mitspielerinnen, Verein und den Fans, die nur vor den TV-Bildschirmen mitfiebern dürfen, verabschieden.
Die Geschichte geht weiter
Es wird am Sonntag mit Sicherheit emotional werden im Ernst-Abbe-Sportfeld: mit Tränen über den Abstieg, obwohl die Mannschaft über die Saison phasenweise zeigen konnte, dass sie zu mehr imstande sein kann als zu vier Punkten auf der Habenseite. Mit Tränen über Wege, die sich im Sommer trennen werden – mit Maren Tellenbröker (FC Twente Enschede) und Leonie Kreil (SC Sand) stehen zwei Abgänge bereits fest. Mit Gedanken an die letzten gemeinsamen Jahre im Verein, der zumindest von sich behauptete, mit Spielerinnen, Trainern, Eltern, Fans und Vorstand immer eine große Familie zu sein.
Eine Familie, zu der Jenaer Fußballgrößen wie Frauenfußball-Initiator Hugo Weschenfelder, Trainerlegende Heidi Vater, Rekordspielerin Steffi Scheitler, Funktionärsurgestein Prof. Werner Riebel, die künftige FCC-Frauenfußball-Abteilungsleiterin Susann Utes oder auch die aktuelle Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sowie viele weitere ihren Teil beigetragen haben.
Doch es wird weitergehen: ab 1. Juli wird die 1986 begonnene Geschichte des Jenaer Frauenfußballs, 1991 zum letzten Fußballmeister der DDR gekürt, unter dem Dach des FC Carl Zeiss Jena weitergeschrieben, zu welcher eine Vielzahl der bisherigen Verantwortlichen beim FF USV ihren Teil zum Gelingen beitragen werden.
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