Mit einem offenen Brief haben Fridays for Future, der ADFC, der Runde Tisch Klima und Umwelt sowie knapp 30 Organisationen aus der Stadt ihre Forderung nach einer ökologischen Verkehrswende in Jena an den Oberbürgermeister und den Stadtrat gestellt.

Konkret werden unter anderem die deutliche Vergrößerung der autofreien Innenstadt und die Einrichtung von Fahrradstraßen gefordert. Die Veröffentlichung fand am Mittwoch vor dem Stadtrat statt, der auch den Anlass für die Demonstration lieferte: Auf der Tagesordnung stand das Leitbild Energie und Klimaschutz, das die Klimaziele Jenas bis 2030 festlegen wird.

Inwieweit dort die am Pariser Klimaabkommen orientierten Vorschläge des Klimaschutzbeirates Beachtung finden oder man sich für die abgeschwächten Ziele aus der Stadtverwaltung entscheidet, wird erst die fortgesetzte Sitzung am Donnerstag zeigen.

Mit 300 Teilnehmenden, trotz Platzregen und Coronaschutzmaßnahmen, war die Demo ein klares Zeichen der Klimabewegung, dass sie noch immer laut für eine nachhaltige Zukunft kämpfen kann – und muss: „Vor zwei Wochen hat die Bundesregierung ein verantwortungsloses Kohlegesetz verabschiedet.

Und in Jena wurde zuvor der Klimaschutzbeirat in relevanten Fragen faktisch übergangen – ich glaube, wir haben auf allen Ebenen noch eine Menge zu tun, bis man die Klimakrise in ihrem Ausmaß überhaupt ansatzweise ernst nehmen wird“, sagte Justus Heuer von FFF am Rande der Demonstration.

Vor Ort in Jena hat sich nun ein Bündnis aus Klima-, Verkehrs- und Umweltgruppen für eine vernetzte Kampagne das Thema Verkehrswende auf die Fahnen geschrieben.

„Der offene Brief ist dabei nur der Startschuss, wir planen für den September bereits organisationsübergreifend an einem Aktionstag. Wir wollen Flächen, die bislang den Autos geopfert wurden, wieder als Lebensraum für Menschen zurückerobern – zumindest für einen Tag“, so Julian Zabel.

Denn Raum gäbe es genug, wenn die Forderungen aus dem offenen Brief Realität würden und Rad-, Fuß- und öffentlicher Nahverkehr statt des allzu flächenschluckenden und klimaschädlichen Autos endlich Vorrang bekämen. Vieles könnte auch schon längst besser laufen, wenn beispielsweise das Radverkehrskonzept der Stadt von vor acht (!) Jahren endlich umgesetzt würde, wie Frieda Nagler vom ADFC in ihrem Redebeitrag betonte.

„Natürlich geht es uns nicht um eine komplette Verdammung des motorisierten Verkehrs“, stellte Malou Butters von FFF aber klar. „Für körperlich eingeschränkte Menschen und Lieferungen müssen Sonderregelungen her.

Fakt ist jedoch: Der Autoverkehr ist schleichend auf ein eigentlich unerträgliches Maß gewachsen. Inzwischen wird unsere Stadt immer mehr zugeparkt – wenn überall, wo heute Karossen herumstehen, bald Kinder spielen und Bäume wachsen, wäre Jena einfach ein lebenswerterer Ort!“

Der Text des offenen Briefes ist nun von Fridays for Future Jena auch als Petition online gestellt worden. Wer sich den Forderung nach einem Umdenken im Verkehr anschließen möchte, kann dies ab jetzt durch seine Unterschrift kundtun.

„Wir haben in den gut anderthalb Jahren, die wir in Jena für Klimagerechtigkeit kämpfen, deutlich gesehen: Die Verkehrswende ist eines der Top-Themen in der Stadt, weil es Klimaschutz und konkrete Verbesserungen für uns alle vor Ort verbindet“, so Antonia Bräuer. „Wir hoffen, dass wir mit vielen Unterschriften ein starkes Zeichen an die Stadt senden können: Wir alle wollen eine andere Mobilität!“

Die Petition kann unter openpetition.de/!mslgd abgerufen (und unterzeichnet…) werden.

Info, FFF Jena

Foto, Dein-Jena.de / Archiv symbolisch