Start FSU JENA FSU Jena: Fremdsprachunterricht als lokale Lernkultur verstehen

FSU Jena: Fremdsprachunterricht als lokale Lernkultur verstehen

Mit seinem Wechsel bringt der gebürtige Erfurter neue Forschungs- und Themenschwerpunkte ans Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien.

Prof. Dr. Michael Schart, Institut für Deutsch als Fremd-und Zweitsprache und Interkulturelle Studien der Friedrich-Schiller- Universität Jena, aufgenommen am 07.07.2021 in Jena. Foto: Anne Günther/Universität Jena

Prof. Dr. Michael Schart ist neuer Professor für Methodik und Didaktik für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Universität Jena

Wie sich Unterricht als ein sozialer Prozess vollzieht, eingebunden in einzigartige lokale Bedingungen, und wie Lehrende und Lernende durch ihre Interaktion eine jeweils spezifische Klassenraumkultur erschaffen, das erforscht und lehrt Prof. Dr. Michael Schart an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Professor für Methodik und Didaktik für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaF/ DaZ) wechselte in diesem Jahr nach Jena, nachdem er zuvor mehr als 20 Jahre in Japan, zuletzt an der Keio-Universität Tokyo, tätig war.

Lokaler Kontext erfordert Anpassung des Sprachunterrichts

chart hat über zwei Jahrzehnte selbst als DaF-Lehrer gearbeitet und war in vielen Ländern in der Aus- und Fortbildung von Lehrenden aktiv. Dabei hat er erlebt, wie unterschiedlich das Lehren und Lernen von Fremdsprachen gestaltet sein kann. Eine Erfahrung, die er an seine Studierenden weitergeben will. Daher steht für den 53-jährigen Wissenschaftler die Vielfalt unterrichtlicher Praxis und deren systematische Weiterentwicklung im Fokus seiner Lehre. „Mein Ziel ist es, die Studierenden darauf vorzubereiten, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Unterricht zu denken und umzusetzen.

Sie sollten die Kompetenz entwickeln, bewusste und gut begründete Entscheidungen darüber zu treffen, welche Art von Unterricht in einer gegebenen Situation angemessen ist“, sagt Schart. Dafür müssten die angehenden Lehrenden sich einerseits ein umfangreiches, flexibel einsetzbares Repertoire an Handlungsoptionen erarbeiten. Ebenso wichtig sei aber auch die Bereitschaft, sich von vermeintlichen Gewissheiten und vertrauten Traditionen des Unterrichtes zu emanzipieren und sich auf Neues einzulassen. Jeder Unterricht ist für Schart eine „Kultur im Kleinen“, die von Lehrenden und Lernenden gemeinsam geschaffen wird.

Den Kern des Lehrberufs sieht er deshalb in der Fähigkeit, die Gestaltungsspielräume lokaler Kontexte zu erkennen und kreativ zu nutzen und dabei zugleich das eigene berufliche Handeln immer wieder kritisch zu hinterfragen.

Zurück zu den Wurzeln

Der traditionell starke Fokus auf Didaktik und Methodik am Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien war einer der Gründe, warum Schart an die Universität Jena wechselte. „In Japan habe ich vor allem im Bereich Deutschlandstudien gearbeitet. Dabei standen die Sprache und Fachinhalte im Mittelpunkt. In Jena hingegen kann ich überwiegend mit Studierenden arbeiten, die zukünftig als DaF-Lehrende tätig werden wollen. Hier steht die Didaktik im Vordergrund und das hat mich motiviert, noch einmal etwas Neues zu beginnen“, erläutert Schart. Aber auch die Aussicht auf die Zusammenarbeit mit einem größeren Team und das breitgefächerte Studienangebot des Instituts überzeugten den Thüringer, zurück an die Friedrich-Schiller-Universität zu gehen, an der er bereits studiert hat und promoviert wurde. 

Fokus auf praxisnahe Forschung und DaF weltweit

Mit seinem Wechsel bringt der gebürtige Erfurter neue Forschungs- und Themenschwerpunkte ans Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien. Dazu zählen vor allem praxisnahe Forschungsansätze wie die Aktionsforschung oder die entwicklungsorientierte Bildungsforschung. Bei der Aktionsforschung geht es um die Frage, wie Lehrende ihren Unterricht mit Hilfe empirischer Methoden besser verstehen und weiterentwickeln können. Schart beschäftigt sich mit dieser Form von Forschung nicht nur theoretisch, sondern wendet sie seit vielen Jahren auch auf seine eigenen Lehrveranstaltungen an.

Für Prof. Dr. Michael Schart ist jeder Unterricht eine „Kultur im Kleinen“.  (Foto: Anne Günther / Universität Jena)
Prof. Dr. Michael Schart, Institut für Deutsch als Fremd-und Zweitsprache und Interkulturelle Studien der Friedrich-Schiller- Universität Jena, aufgenommen am 07.07.2021 in Jena. Foto: Anne Günther/Universität Jena

Aufgrund seiner beruflichen Karriere liegt ihm vor allem der DaF-Unterricht im Ausland am Herzen. Daher soll künftig unter anderem der Schwerpunkt Auslandsschulwesen weiter gestärkt werden, zu dem es bereits entsprechende Lehrangebote gibt. In einem ersten Forschungsprojekt auf diesem Gebiet wird von einer Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Methodik und Didaktik DaF/DaZ derzeit eine Untersuchung mit Alumni von Schulen aus dem PASCH-Netzwerk („Schulen: Partner der Zukunft“) in Brasilien, Ägypten und Bulgarien durchgeführt. Die Studie soll Aufschlüsse darüber liefern, wie diese vom Auswärtigen Amt finanzierte Initiative weiterentwickelt werden kann.

Darüber hinaus werden enge Kooperationen mit deutschen Schulen im Ausland aufgebaut, um in gemeinsamen Schulentwicklungsprojekten die Jenaer Studierenden bereits frühzeitig auf eine mögliche Tätigkeit in diesem Bereich vorzubereiten. In diesem Sinne sieht Schart die enge Verzahnung von Praxis, Theorie und empirischer Forschung als grundlegendes Prinzip, das alle Lehrveranstaltungen im Bereich Methodik und Didaktik prägen sollte.

Informationen aus der Rubrik News/Jena / Uni Jena >>
Veranstaltungen im Eventkalender >>
Info, Axel Burchardt // UNI Jena
Fotografiken, Anne Günther // UNI Jena

Die mobile Version verlassen