FSU Jena: Sonderlingsliteratur von Novalis bis Stuckrad-Barre

Exzentrische Konfigurationen des Gewöhnlichen, Preisträger Nicolas von Passavant

Digitale Festveranstaltung zur Verleihung des Novalis-Preises am 2. Mai an der Universität Jena

Bereits im vergangenen Jahr hat die Forschungsstelle Europäische Romantik der Friedrich-Schiller-Universität Jena dem Schweizer Literaturwissenschaftler Dr. Nicolas von Passavant den Novalis-Preis zuerkannt – nun wird er ihm auch überreicht. Die digitale Verleihung findet am Sonntag, 2. Mai, von 15 Uhr bis 17 Uhr statt. An diesem Tag jährt sich der Geburtstag des romantischen Dichters und Denkers Friedrich von Hardenberg zum 249. Mal. Während der Festveranstaltung sprechen unter anderem der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und sein Amtskollege aus Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff ein Grußwort – beide Schirmherren des Novalis-Preises. Bevor der Präsident der Universität Jena Prof. Dr. Walter Rosenthal den Preis übergibt, wird der Bonner Germanist und Romantik-Experte Prof. Dr. Helmut J. Schneider die Laudatio halten. Die Frankfurter Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Frederike Middelhoff hält den wissenschaftlichen Festvortrag.

„Wir freuen uns, dass wir – trotz pandemiebedingt widriger Umstände – einen feierlichen Rahmen gefunden haben, um die wissenschaftliche Arbeit des Preisträgers entsprechend zu würdigen“, sagt Dr. Helmut Hühn, der gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Johannes Grave die Forschungsstelle Europäische Romantik der Universität Jena leitet.

Exzentrische Konfigurationen des Gewöhnlichen

Nicolas von Passavant wird für seine Dissertation „Nachromantische Exzentrik. Literarische Konfigurationen des Gewöhnlichen“ ausgezeichnet. Darin geht er von der Poetik Friedrich von Hardenbergs aus, die das Gewöhnliche und das Geheimnisvolle dynamisch zu vermitteln versucht, und zeichnet bis in die Gegenwart hinein Stationen literarischer Exzentrik nach. Von Passavants Studie zeigt die „humoristische Rezeptionslinie der Romantik“ auf und sondiert dabei Konfliktlinien und -muster. Untersucht werden gleichermaßen die künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Implikationen romantischer wie nachromantischer Exzentrik. Der Autor entfaltet eine Genealogie der Sonderlingsliteratur von 1800 bis in die Gegenwart. Er führt dabei u. a. zu E. T. A. Hoffmann, Jeremias Gotthelf und Wilhelm Raabe. Und er zeigt noch an Poetiken des 20. und 21. Jahrhundert von Robert Walser über Thomas Bernhard bis zu Udo Lindenberg und Benjamin von Stuckrad-Barre, „in welcher Weise Ressourcen zur Dynamisierung von Literatur und Gesellschaft gerade in exzentrischen Konfigurationen des Gewöhnlichen liegen.“

Preisträger Dr. Nicholas von Passavant (Foto: Max Linz)
Preisträger Dr. Nicholas von Passavant (Foto: Max Linz)

Der 38-jährige Preisträger wurde an der Universität Basel promoviert und forschte zuletzt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort arbeitete er an seiner Habilitationsschrift, in der er sich Metaphern der Körperlichkeit und deren politischer Bedeutung in Literaturen des Spätbarock und der Frühaufklärung widmet. Im zurückliegenden Wintersemester bekleidete er außerdem eine Gastprofessur an der Universität Wien. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet Nicolas von Passavant als Drehbuchautor. So gewann er für sein Drehbuch zum Spielfilm „Vor dem Dunkel“ über E. T. A. Hoffmann im vergangenen Jahr den Hessischen Filmpreis.

Der Novalis-Preis

Der Novalis-Preis wird alle zwei Jahre von der Universität Jena / Forschungsstelle Europäische Romantik in Kooperation mit der Internationalen Novalis-Gesellschaft / Forschungsstätte für Frühromantik (Schloss Oberwiederstedt) verliehen. Mit der renommierten Auszeichnung werden herausragende, impulsgebende Forschungsergebnisse in Form von Dissertationen und Habilitationen gewürdigt. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Preisträgerin oder den Preisträger bestimmt eine internationale Jury aus Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern unter Vorsitz des Präsidenten der Internationalen Novalis-Gesellschaft, aktuell Prof. Dr. Nicholas Saul von der britischen Durham University, gemeinsam mit dem Präsidenten der Universität Jena.

Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Den Zoom-Link erhalten sie über eine kurze Anmeldung per Mail an romantikforschung@uni-jena.de. Alle Informationen zur Veranstaltung allgemein sind zu finden unter: 

https://www.uni-jena.de/kommende+veranstaltungen/festveranstaltung+zur+vergabe+des+novalis-preises

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Informationen der Uni Jena

Info, FSU Jena // Vivien Busse

Foto: Max Linz // Universität Jena