Berufsorientierung anleiten und unterstützen
Werden Kinder nach ihrem Berufswunsch gefragt, fällt den meisten von ihnen sofort ein Traumberuf ein. Geht es gegen Ende der Schulzeit dann aber tatsächlich um die Berufswahl, fällt vielen Schülerinnen und Schülern die Entscheidung zunächst schwer. Wie die Berufsorientierung gelingt und wie Lehrkräfte, Berufsberatende und Eltern hilfreich unterstützen können, das haben Forschende vom Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität im Forschungsprojekt „Berufsorientierung als Kooperationsaufgabe“ (BOKOOP) untersucht. Ihre Erkenntnisse stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt in einer zweiten Auflage ihres „Handbuch Schulische Berufliche Orientierung. Praxisorientierte Unterstützung für den Übergang Schule – Beruf“ der breiten Öffentlichkeit vor.
Diagnostik von Berufswahlkompetenzen
Bei der Berufswahl spielen verschiedene Kompetenzen eine Rolle: Wissen über sich selbst und berufliche Möglichkeiten, die Bereitschaft, sich mit der Frage nach passenden beruflichen Möglichkeiten auseinanderzusetzen sowie Aktivitäten, wie zum Beispiel die Informationssuche auf unterschiedlichen Wegen im Internet oder durch persönliche Gespräche. Das hat das „Berufswahlkompetenzmodell“ gezeigt, welches im vorangehenden Forschungsprojekt zum Thüringer Berufsorientierungsmodell (ThüBOM) in einem größeren Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Jena und Erfurt im Auftrag der Landesregierung entwickelt wurde. Im neuen Projekt BOKOOP hat sich das Team um Projektleiter Silvio Kaak und Prof. Dr. Bärbel Kracke deshalb besonders mit der Weiterentwicklung diagnostischer Instrumente und der Erstellung von Unterstützungsmaterialien beschäftigt, die auf dem Berufswahlkompetenzmodell aufbauen.
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Mit Hilfe des Fragebogens Berufswahlkompetenz können Jugendliche und Interessierte herausfinden, welche für die Berufsorientierung wichtigen Kompetenzen bei ihnen bereits ausgeprägt sind und an welchen Stellen sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter ausbauen können. In der Auswertung erhalten die Testteilnehmenden eine detaillierte Rückmeldung zu den einzelnen Kompetenzbereichen sowie hilfreiche Tipps, wie sie ihre Kompetenzen ausbauen können. Der Fragebogen wurde inzwischen digitalisiert und ist als Selbsttest Berufswahlkompetenz frei zugänglich unter www.online-fb.de/berufswahlkompetenz. „Uns war bei dem Fragebogen besonders wichtig, dass dieser auch losgelöst vom schulischen Kontext durchgeführt und ausgewertet werden kann“, sagt Silvio Kaak. „Mit der digitalen Version können alle Interessierten einen ersten Eindruck über ihre Kompetenzen bekommen. Diese Erkenntnisse können dann auch sehr gut in Beratungsgesprächen oder im Unterricht aufgegriffen und im Rahmen der schulischen Berufsorientierung genutzt werden.“
Handbuch als Hilfestellung für Beteiligte
Die Grundlage für die Begleitung im Berufsorientierungsprozess bietet das „Handbuch schulische berufliche Orientierung“. Es richtet sich an Lehrende in schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen, Eltern und andere in der beruflichen Orientierung Engagierte. Neben theoretischen Grundlagen und Erkenntnissen aus der Wissenschaft vermitteln Partnerinnen und Partner verschiedener pädagogischer Bereiche Einblicke in die praktische Berufsorientierung. „Berufsorientierung ist nicht Aufgabe Einzelner sondern kann vor allem durch Kooperationen gelingen“, erläutert Prof. Kracke. Der Querschnitt durch die verschiedenen Themenfelder der Berufsorientierung solle dazu beitragen, dass Maßnahmen zur Berufsorientierung besser ineinandergreifen, so Kracke. „Austausch und Abstimmung der beteiligten Parteien sind für eine optimale Unterstützung notwendig.“
Mit Kopiervorlagen und ergänzenden Materialien bietet das Handbuch zudem Unterstützung für die Durchführung der Berufsorientierung im schulischen Umfeld. „Das Handbuch soll ein Leitfaden sein für diejenigen, die sich mit der schulischen Berufsorientierung auseinandersetzen“, erläutert Silvio Kaak. „Es soll helfen, den Prozess der Berufsorientierung effektiver und systematischer zu gestalten.“ Ihre Erkenntnisse und ihr Handbuch stellt das Forschungsteam zudem in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium Thüringen bei Informationsveranstaltungen vor.
Gefördert wurde die Forschung zur Berufsorientierung in Thüringen durch Mittel aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) sowie aus einer Co-Finanzierung durch das Land Thüringen in Höhe von insgesamt 1.023.000 Euro über die Dauer von 9 Jahren (01/2013 – 01/2022).
Kontakt:
Silvio Kaak
Projektleitung Berufsorientierung als Kooperationsaufgabe (BOKOOP)
Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Planetarium 4
07743 Jena
Tel.: 03641/ 945338
E-Mail: silvio.kaak@uni-jena.de
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