Der Informatiker Prof. Dr. Kai Lawonn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhält in diesem Jahr den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung geht jährlich an herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich bereits in jungen Jahren ein eigenständiges wissenschaftliches Profil erarbeitet haben. Kai Lawonn ist dies durch außergewöhnliche und vielseitige Forschung im Bereich der Visualisierung gelungen. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr am 4. Mai in virtueller Form statt.

„Ich freue mich sehr über den Preis, da er nicht nur eine Würdigung meiner individuellen Leistung darstellt, sondern vor allem auch weil diese disziplinübergreifende Auszeichnung meinem Forschungsgebiet mehr Aufmerksamkeit verschafft“, sagt Kai Lawonn. „In der Visualisierungsforschung ist Deutschland sehr stark vertreten – nur ist dieser Forschungszweig gar nicht so bekannt.“ Dabei habe die Disziplin enormes Potenzial, auf ganz unterschiedliche Weise verschiedene Wissenschafts- und Lebensbereiche zu unterstützen. Denn durch sie werden enorme Datenmengen durch Algorithmen in übersichtliche Bilder umgewandelt.

Schlaganfallgefahr erkennen

Der 35-jährige Informatiker arbeitet beispielsweise im Bereich medizinischer Anwendungen. So entwickelt er derzeit im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes gemeinsam mit Kollegen von den Universitäten Kaiserslautern und Koblenz-Landau ein System zur Visualisierung des Blutflusses im Körper, um die Gefahr von Schlaganfällen besser voraussagen zu können. „Es gibt eine Reihe von Parametern, die Ärztinnen und Ärzten anzeigen, wann die Gefahr eines Schlaganfalls besteht“, erklärt Lawonn. „Wir wollen mithilfe weiterer Daten den Blutfluss eines Menschen in der Halsschlagader durch 3D-Modelle abbilden und simulieren und somit den Verschluss der Gefäße, etwa durch gefährliche Kalkablagerungen, schneller erkennen.“ Auf ähnliche Weise hat der Jenaer Informatiker bereits in früheren Projekten zerebrale Aneurysmen abgebildet.

Zudem arbeiten Lawonn und sein Team daran, die Barrieren für die Nutzung von Visualisierungen abzubauen. „Wir erforschen gerade, wie sich solche Bilder auch durch Sprache – sowohl gesprochen als auch schriftlich – erzeugen und explorieren lassen, ohne dass programmspezifische Kenntnisse vorhanden sein müssen“, erklärt er. „Somit könnten Kolleginnen und Kollegen diese in Disziplinen, in denen die Visualisierung bisher kaum etabliert ist, verstärkt nutzen.“ Lawonn selbst hat beispielsweise bereits durch die Entwicklung visueller Hilfsmittel die Restaurationsarbeiten im Magdeburger Dom unterstützt.

Kai Lawonn ist Juniorprofessor für Visualisierung und explorative Datenanalyse der Universität Jena. (Foto:  Teresa Patrizia Schardt
Kai Lawonn ist Juniorprofessor für Visualisierung und explorative Datenanalyse der Universität Jena. (Foto:
Teresa Patrizia Schardt

In beeindruckender Geschwindigkeit zum Professor berufen

Auch die Leitung der Universität Jena freut sich über den Preis. „Wir sind sehr glücklich darüber, mit Herrn Lawonn eine Persönlichkeit an der Universität Jena zu wissen, die schon in einem so frühen Stadium ihrer Laufbahn beeindruckende – und vielfältig prämierte – Forschungsleistungen vorzuweisen hat“, sagt der Vizepräsident für Forschung Prof. Dr. Georg Pohnert. „Kai Lawonn versteht Bilder mit Algorithmen und hat mit seiner Forschung ein einzigartiges und äußerst leistungsfähiges Handwerkszeug kreiert.“ Mit seiner eigenen Nachwuchsgruppe öffnet er dafür stetig neue Forschungsfelder – auch das Preisgeld der DFG wird hier Verwendung finden.

Kai Lawonn studierte in seiner Heimatstadt Berlin Mathematik, bevor er sich verstärkt auf die Informatik konzentrierte. Zwischen dem Beginn seiner Promotion 2012 an der Universität Magdeburg und seiner Habilitation an der Universität Koblenz-Landau liegen gerade einmal sechs Jahre. Seit Oktober 2019 forscht und lehrt er als Junior-Stiftungsprofessor der Carl-Zeiss-Stiftung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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Informationen der Uni Jena

Info, FSU Jena // Sebastian Hollstein

Foto: Teresa Patrizia Schardt // Universität Jena