Gedenken in Jena – Erinnerung an die Opfer
Vor 25 Jahren wurde Enver Şimşek in Nürnberg durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt. Zwei Tage später erlag er seinen Verletzungen. Er war das erste von insgesamt zehn Opfern des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), einer rechtsterroristischen Gruppe, die in den 1990er-Jahren in Jena ihren Ursprung nahm. Sein Tod markiert den Beginn einer grausamen Serie von Verbrechen, die tiefe Wunden in die deutsche Gesellschaft rissen.

Enver Şimşek – das erste Opfer des NSU
Zum 25. Todestag von Enver Şimşek versammelten sich zahlreiche Menschen in Jena-Winzerla an der Gedenktafel. Mit Kerzen, Blumen und stiller Anteilnahme gedachten sie nicht nur Şimşek, sondern allen Opfern des NSU. Die Veranstaltung war ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und für eine Kultur des Erinnerns.
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Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche legte im Namen der Stadt Jena einen Kranz nieder. In seiner Ansprache betonte er die Notwendigkeit, die Vergangenheit wachzuhalten:
„Die Aufarbeitung ist wichtig, um in schwierigen Zeiten einen klaren Blick auf Entwicklungen in unserem Land zu gewinnen. Nur wer sich erinnert, kann verhindern, dass sich solch schreckliche Ereignisse wiederholen.“
Die Bedeutung der Aufarbeitung
Die Worte des Oberbürgermeisters machten deutlich, wie eng Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft sind. Gerade weil der NSU in Jena entstand, trägt die Stadt eine besondere Verantwortung. Fragen nach den Ursachen und den gesellschaftlichen Bedingungen, die den Nährboden für den Rechtsterrorismus bildeten, müssen weiter gestellt werden.

Die Gedenkveranstaltung machte deutlich: Erinnerung darf nicht zur Routine werden, sondern muss aktiv gelebt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass Hass, Angst und Gewalt erneut Raum gewinnen.
Bewegende Stimmen – Familie und Experten
Ein besonders emotionaler Moment war die Audiobotschaft von Semiya Şimşek, der Tochter des Ermordeten. Ihre Worte machten deutlich, wie schmerzhaft der Verlust bis heute nachwirkt und wie wichtig es ist, den Opfern einen festen Platz im öffentlichen Gedächtnis zu geben.
Auch Michael Ebenau, der sich seit der Selbstenttarnung des NSU intensiv mit dessen Strukturen beschäftigt, hielt eine eindrückliche Rede. Er erinnerte daran, wie stark rechtsextreme Netzwerke in den 1980er- und 1990er-Jahren in Jena verwurzelt waren und wie aus diesem Umfeld schließlich die Täter des NSU hervorgingen.
Verantwortung der Stadtgesellschaft
„Die Geschichte von Enver Şimşek und den anderen Opfern des NSU muss weitererzählt werden“, betonte Oberbürgermeister Nitzsche. Sichtbare Zeichen seien notwendig, um zu zeigen: In Jena gibt es keinen Platz für Einschüchterung, Gewalt und rechtsextreme Ideologien.
Diese Haltung richtet sich nicht nur gegen den historischen NSU, sondern auch gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Gegenwart. Die Stadt Jena ruft ihre Bürgerinnen und Bürger auf, sich aktiv einzusetzen – für Vielfalt, Respekt und ein friedliches Miteinander.

Warum Erinnerung wichtig bleibt
Das Gedenken an Enver Şimşek ist mehr als ein Rückblick in die Vergangenheit. Es ist ein Auftrag für die Gegenwart und die Zukunft. Erinnerung schafft Bewusstsein, Aufarbeitung stärkt demokratische Werte, und das gemeinsame Eintreten gegen Hass und Ausgrenzung schützt unsere offene Gesellschaft.
Die Gedenkfeier in Winzerla zeigt, dass die Opfer des NSU nicht vergessen sind. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass Erinnerung ein aktiver Prozess ist, der Mut und Engagement erfordert.

👉 Die vollständige Rede des Oberbürgermeisters Dr. Thomas Nitzsche finden Sie hier: Rede zum Gedenken an Enver Şimşek
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