Spätestens seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine dominiert das Thema der Energieversorgung die landesweiten Medien. Mit dem nun angekündigten Gebäude-Energiegesetz (GEG) entstehen neue Unsicherheiten und Bürger und Unternehmen stellen sich die Frage, wie sie in Zukunft ihre Räumlichkeiten beheizen sollen. Müssen Wärmepumpen installiert werden oder besteht die Möglichkeit einen Anschluss an die Fernwärmeleitung zu erhalten?

Solche Fragen sollen laut aktuellem Stand des GEG im Rahmen einer kommunalen Wärmeplanung geklärt werden. Die Stadt Jena hat eine solche Planung bereits mit dem Klimaaktionsplan beschlossen, auch wenn dafür bisher noch keine gesetzliche Verpflichtung besteht. Dadurch ist Jena vielen anderen deutschen Kommunen bereits einen Schritt voraus. Im Juni wurde ein Förderantrag über das Bundesförderprogramm Kommunalrichtlinie gestellt, mit der eine 90% Förderung für die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung möglich ist. Die Stadt Jena plant mit dem Abschluss des Vergabeverfahrens bis Ende 2023 und dem Vorliegen des Konzepts bis Ende 2024.

Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungsinstrument der Kommune zur langfristigen Gestaltung der Wärmeversorgung mit dem Ziel der Klimaneutralität. Dafür werden Wärmenetzgebiete und Gebiete für dezentrale Wärmeversorgung auf Basis einer Bestands- und Potenzialanalyse mit dem Ziel ausgewiesen, eine möglichst kosteneffiziente und klimaneutrale Versorgung zu gewährleisten. Dabei sollen konkrete Maßnahmen und Potenziale aufgezeigt, sowie Planungs- und Investitionssicherheit für Bürger und Unternehmen geschaffen werden.

„Die Wärmewende ist der wichtigste Hebel der Energiewende und essentiell zur Erreichung der Klimaneutralität. Momentan werden etwa 60 Prozent des landesweiten Energieverbrauchs dem Wärmebereich zugeordnet, in dem überwiegend Erdgas und Heizöl als Energieträger zum Einsatz kommen. Die kommunale Wärmeplanung gibt uns den notwendigen Plan zur Hand, mit dem wir den Herausforderungen der Energiewende und der Klimaneutralität auf kommunaler Ebene begegnen können“, so Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung Christian Gerlitz.

Modellprojekt zum Integrierten energetischen Quartierskonzept (IEQW) gestartet

Wie eine Wärmeplanung aussehen kann, lässt sich in Jena an einem Modellprojekt aufzeichnen. Das erste energetische Konzept in Jena wird für ein Quartier im Ortsteil Wenigenjena entwickelt. Das Quartier wurde aufgrund seiner Heterogenität bezüglich der Vielzahl an Eigentümern sowie der differenzierten Baustruktur ausgewählt und unterliegt nicht der Fernwärmesatzung. Aufgrund der Kleinteiligkeit der Gebäudestrukturen müssen daher vernetzte Versorgungen (Nahwärmenetze) eigentümerübergreifend entwickelt werden.

Mittels eines IEQW sollen unter Berücksichtigung wohnungswirtschaftlicher, städtebaulicher, baukultureller, demografischer und sozialer Aspekte die technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale im Quartier aufgezeigt sowie kurz-, mittel- und langfristige Möglichkeiten zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und energetische Effizienzsteigerungen definiert werden, sodass die anvisierte Reduktion der CO2 Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden kann.

Derzeit läuft bereits die Befragung der Eigentümer und Mieter im Quartier mittels eines Fragebogens, im September 2023 folgt eine öffentliche Bürgerveranstaltung, in der über die ersten Ergebnisse informiert wird. 2024 erfolgt dann die Erarbeitung des Integrierten energetischen Quartierskonzepts Wenigenjena.

Quelle