Die Lage am Mietmarkt spitzt sich weiter zu. Die Angebotsmieten verteuerten sich auch in den vergangenen 12 Monaten vielerorts. In 69 von 80 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern sind die Mieten innerhalb eines Jahres gestiegen. Das zeigt eine Analyse von immowelt, in der die Quadratmeterpreise von auf immowelt.de angebotenen Bestandswohnungen (80 Quadratmeter, 3 Zimmer, 2. Stock) im Juli 2022 und 2023 miteinander verglichen wurden. In 10 der 80 untersuchten Großstädte sind die Zuwächse sogar stärker als die aktuelle Inflationsrate von 6,4 Prozent. Neben den gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten belasten die erhöhten Wohnkosten die Deutschen zusätzlich.

Die Chancen auf sinkende Mieten in naher Zukunft sind gering. Im Gegenteil: „Der Rekordzuzug nach Deutschland und die Flaute beim Wohnungsbau sorgen für eine zusätzliche Belastung der bereits angespannten Mietmärkte“, sagt Felix Kusch, immowelt Geschäftsführer. „Besonders alarmierend ist der Blick auf die Baufertigstellungen, die jeden Monat aufs Neue einen Tiefstand erreichen. Hierauf sollte die Bundesregierung verstärkt den Fokus legen. Andernfalls wird Wohnen in den Städten für viele Menschen zum Luxus.“

Aktuell rechnen Experten damit, dass in Deutschland rund 700.000 Wohnungen fehlen. Durch die Rekordzuwanderung – allein 2022 gab es rund 1,5 Millionen mehr Zuzüge als Fortzüge – dürfte die Zahl der benötigten Wohnungen weiter steigen. Das Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, ist in weiter Ferne. Es wird befürchtet, dass im kommenden Jahr weniger als 200.000 Wohnungen entstehen.

München: Kein Ende der Mietspirale in Sicht

Besonders prekär ist die Situation für Mieter in München. Die Landeshauptstadt Bayerns ist traditionell das teuerste Pflaster in Deutschland. Doch aufgrund der immensen Nachfrage steigen die Mieten immer weiter. Innerhalb der vergangenen 12 Monate verteuerten sich die durchschnittlichen Angebotsmieten um 5,2 Prozent. Statt 16,68 Euro müssen Mieter bei Neuvermietung nun 17,55 Euro für den Quadratmeter im Bestand zahlen.

In den anderen Metropolen ist das Preisniveau zwar deutlich geringer, das trifft allerdings auch auf die Durchschnittseinkommen zu. Die Belastung ist daher ähnlich hoch und nimmt ebenfalls zu. So sind in Hamburg und Berlin die Angebotsmieten innerhalb eines Jahres um jeweils 3,9 Prozent gestiegen. In der Hansestadt werden derzeit durchschnittliche Preise von 11,27 Euro aufgerufen, in der Bundeshauptstadt liegt die mittlere Angebotsmiete mit 11,74 Euro sogar noch darüber. Noch teuer sind Stuttgart (13,00 Euro; 2,0 Prozent), Frankfurt (12,97 Euro; 2,4 Prozent) und Köln (12,42 Euro; 2,7 Prozent), wo die Preiskurve ebenfalls nach oben zeigt.

Stärkster Anstieg in Siegen

Aufgrund der hohen Mieten in den Metropolen rücken zunehmend auch kleinere Städte in den Fokus, in denen das Mietniveau noch moderat ist. Besonders in einigen Städten aus Nordrhein-Westfalen macht sich das gestiegene Interesse in der Preisentwicklung bemerkbar. So verzeichnet Siegen mit einem Plus von 9,0 Prozent den stärksten Anstieg aller Städte. Das aktuelle Preisniveau ist mit durchschnittlich 7,79 Euro pro Quadratmeter dennoch vergleichsweise niedrig. Hinter Siegen verzeichnen drei weitere Städte aus Nordrhein-Westfalen im Deutschlandvergleich die stärksten Anstiege. In Mühlheim an der Ruhr (8,40 Euro) müssen Mieter 7,8 Prozent mehr bezahlen, in Hamm (7,28 Euro; 7,7 Prozent) und Bottrop (7,58 Euro; 7,6 Prozent) sind die Verteuerungen nur unwesentlich geringer.

Insgesamt sind unter den 10 Städten mit den stärksten prozentualen Anstiegen 7 NRW-Städte. Ausnahmen sind Heilbronn (11,40 Euro; 7,4 Prozent) und Jena (9,97 Euro; 6,8 Prozent), die nicht nur starke Verteuerungen aufweisen, sondern aufgrund der hohen Dichte an Studenten und der damit zusätzlichen Belastung für den Mietmarkt in der oberen Hälfte der Preisskala zu finden sind

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