JenaKultur wird in diesem seltsamen Jahr 15 Jahre alt. Wir hatten uns allerhand für unsere Nutzer*innen und Kund*innen ausgedacht, um ihnen für ihre Treue zu danken.
Aber dann kam Corona und verhagelte uns gründlich die Show.
Um aber wenigstens unsere Geschichte aufzuarbeiten und zu erzählen, haben wir zwischenzeitlich zahlreiche Gespräche intern und extern geführt.
Ein Interview gewährte uns unsere Personalchefin, Yvonne Abraham. Sie ist so etwas wie die gute Seele im Eigenbetrieb UND: sie ist das so wichtige einzige weibliche Element, das ganz dicht an der Werkleitung dran ist.
JenaKultur hat Personalhoheit. Was heißt das?
Yvonne Abraham: Dadurch, dass bei uns Personal und Organisation an einer Stelle zusammenlaufen, wir also die Organisations- und die Personalentwicklung gemeinsam befördern können, ist das ein ganz klarer Vorteil des Eigenbetriebs gegenüber vergleichbaren Strukturen und Einrichtungen. Das merken unsere Leute selten, weil ja viele der Punkte, die abstimmungsmäßig Richtung Kernverwaltung erfolgen müssen, über uns laufen. Aber die Abstimmungswege sind einfacher und klarer.
Gerade für die Einrichtungsleiter*innen, die nicht an die verschiedenen Stellen der Stadt laufen müssen, um irgendwann bei einer großen Sitzung eine Entscheidung des OBs zu bekommen! Die Leiter müssen nur zu mir in den Personalbereich, evtl. noch in die Werkleitung. Dann gibt es eine Entscheidung, und der Personalbereich setzt diese dann um und bereitet die zusammen mit den Einrichtungsleitern vor.
Diese Kombination aus Organisation und Personal in einem macht uns aus. Das machen wirklich viele anders. Und: Personalhoheit bedeutet ja auch, dass uns keiner reinreden kann, wen wir einstellen.
Ich bin persönlich der Meinung, dass wir bei JenaKultur 95 Prozent schöne Aufgaben haben. Bei uns hat jede Einrichtung etwas Besonderes zu bieten. Wo gibt es sonst so etwas noch?
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Also ist JenaKultur ein Unternehmen, das sehr lernfähig ist?
Yvonne Abraham: Ja, JenaKultur war und ist in ständiger Entwicklung.
Ein exemplarisches Beispiel ist der Aufbau des Bereichs Veranstaltungsmanagement. Ich habe hier 2008, zeitgleich mit Carsten Müller, damals Einrichtungsleitung Veranstaltungsmanagement und jetzt stellvertretender Werkleiter und zuständig für Marketing/Tourismus/Veranstaltungen angefangen. Den Aufbau dieses Bereichs, so wie er jetzt lebt, mit einem zentralen Veranstaltungsservice, der nicht nur einem Haus zugehörig ist, das war sozusagen unser beider „Gesellenstück“.
Vorher fühlten sich die Techniker einem Haus zugehörig, dem Volkshaus beispielsweise. Aber eben nicht der Aufgabe, Veranstaltungsservice für alle Häuser zu sein. Übrigens hat auch im Kalenderjahr 2008 Türk Damer, als Leiter des Veranstaltungsservice, mit uns gemeinsam angefangen und einen großen Anteil an dem Gelingen dieses Prozesses.
Und wir haben natürlich auch in andere Einrichtungen in den folgenden Jahren sozusagen „reingeschaut“. Wir sind ja sehr dezentral organisiert. Wir haben nicht ein Gebäude oder einen Stammsitz, in dem alle zusammen arbeiten. In unseren eigenständigen Einrichtungen gab es Abläufe und Aufgaben, die hinterfragt wurden. So haben Thomas Vogl (Kaufmännischer Leiter) und ich das Modell der Strukturanalysen entwickelt.
Wir haben uns einrichtungsbezogen angeschaut, wie die Aufgaben verteilt sind. Das war nicht immer schön für die Mitarbeiter und teilweise auch mit Ängsten verbunden, weil sie ihre Aufgaben über einen Zeitraum hinweg genau erfassen mussten. Wieviel Zeit investieren sie in was, war die Gretchenfrage. Wir haben uns dann angeschaut, wie und ob die Stellenzuschnitte funktionieren, wo es Überschneidungen, Dopplungen oder Synergien geben könnte.
Wichtig war und ist uns, dass wir solche Vorgänge möglichst von innen heraus steuern, also nicht wie eine externe Unternehmensberatung fungieren. Wir können selbst natürlich mit viel mehr Empathie herangehen. Eine externe Unternehmensberatung ist hinterher weg, wenn es an die Umsetzung geht. Die schreibt nur eine Empfehlung und einen Abschlussbericht.
Wir sind aber ja diejenigen, die gemeinsam mit der Werkleitung auch die Ableitungen treffen müssen. Wir haben dazu auch viele persönliche und vertrauensvolle Gespräche geführt, dann die neuen Stellenstrukturen erarbeitet, intern auch mit dem Personalrat abgestimmt und anschließend zusammen mit den Mitarbeitern umgesetzt. Das hat nach aller Verunsicherung am Ende Vertrauen geschaffen und viele der Prozesse haben sich auch als zukunftsweisend und richtig bewiesen.
Der Convention-Bereich ist gerade neu entstanden?
Yvonne Abraham: Ja, jetzt gibt es den Bereich seit Ende letzten Jahres. Das hat ja mit der beabsichtigten Weiterentwicklung des Volkshauses zu einem Kultur- und Kongresszentrum zu tun und der Profilierung des Kongressstandortes Jena.
Aber was bedeutet so eine neue Aufgabe für JenaKultur eigentlich? Wie muss man das schlussendlich aufgabenseitig beschreiben? Das lag mit auf unserem Tisch, das haben wir gemeinsam mit Carsten Müller ausgetüftelt und ins Leben gerufen.
Diese Reihe lässt sich mit Blick auf die letzten Jahre fortsetzen:
2008 ist das Volksbad erst dazu gekommen. Später das Historische Rathaus als Veranstaltungsgebäude, oder die Villa Rosenthal Jena…
Das sind alles Zuwächse, die in den Querschnittsbereichen wie dem Veranstaltungsmanagement, Veranstaltungsräumen und dem Veranstaltungsservice neue Aufgaben mit sich bringen, die bewertet und untersetzt werden müssen.
Unsere Arbeit ist insofern sehr strategisch.
Das merkt der einzelne Mitarbeiter vielleicht nicht immer.
Aber wenn wir den Verwaltungsbereich in der MKS um- oder besser gesagt neu aufstellen, um dort eine Teamleitung zu installieren, die es bis 2012 noch gar nicht gab, dann bringt das einer Einrichtung natürlich Professionalisierung und Erleichterung, die am Ende spürbar wird.
Diese Möglichkeit des Durchgriffs gibt es in Kulturämtern zwar faktisch schon. Aber nach meiner Wahrnehmung ist die Kultur, wenn sie in dem großen Gefüge einer Stadtverwaltung angegliedert ist, in einer Dezernatsstruktur gefangen, so dass die Schwerpunkte oft anders gesetzt sind und die personellen und organisatorischen Herausforderungen oft nicht von einer Einheit beurteilt werden.
Man versucht sozusagen, das „Große“ in Ordnung zu halten oder zu bringen. Hier im Eigenbetrieb sind wir aber selber das „Große“.
Mein Team ist im Hintergrund tätig, um den organisatorischen und personellen Rahmen zu gewährleisten für die schönen Aufgaben, welche die Kolleg*innen in den Einrichtungen für die Bürger*innen, Nutzer*innen, Schüler*innen, Gäste und Kund*innen anbieten können.
Wenn man die Vorgeschichte betrachtet, dass es nur ein Jahr Zeit für die Gründung gab, ist es ja ein gelungener Wurf.
Yvonnne Abraham: Definitiv.
Ist das denn ohne Turbulenzen abgegangen?
Yvonne Abraham: Natürlich nicht ganz. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und hat oft Angst vor Veränderung. Aber: Es wurde ja keine GmbH ausgegründet. Den Mitarbeitern konnte klar sein, dass sie im Tarifsystem des öffentlichen Dienstes bleiben würden. Auch, dass sie weiter Teil der Stadt Jena sein werden und ihren alten Arbeitsvertrag behalten würden.
Was macht Sie (aktuell) stolz?
Yvonne Abraham: Wie unsere Belegschaft die Herausforderungen der Corona-Krise angenommen hat zum Beispiel.
Viele Mitarbeiter*innen, alles Kolleg*innenen die in anderen Aufgaben ihre Spezialisierung haben, bspw. Kolleg*innen der Buchhaltung, der Bücherei oder auch viele Musiker*innen der JP haben bei den Corona-Hotlines von einem Tag auf den anderen mitgearbeitet. Das war sehr beeindruckend.
Diese Hotline-Phase war etwas Besonderes. Da saß auf einmal der Kurator der Städtischen Museen in einem Zimmer mit einem Musiker der Jenaer Philharmonie. Oder der Azubi saß mit irgendeiner/einem Fachbereichsleiter*in zusammen und kam mit ihm/ihr ins Gespräch.
Da haben sich Kolleg*innen kennengelernt, die normalerweise wenig oder nichts miteinander zu tun haben. Das schafft Wir-Gefühl. Plötzlich wurde JenaKultur ein großes Ganzes. Das habe ich sehr stark so empfunden und viele andere auch.
Und natürlich und vor allem bin ich unglaublich stolz darauf, was wir bei JenaKultur für tolle Personen beschäftigt haben, die so sehr für Ihre Sache brennen, tolle Dinge erschaffen und so viel Gestaltungswillen besitzen.
Liebe Frau Abraham, wir könnten natürlich noch über vieles mehr sprechen, über die Ausbildung bei JenaKultur beispielsweise, die vorbildlich ist, was sich auch maßgeblich Ihrem Engagement verdankt. Wir heben uns das auf und danken zunächst für das Gespräch.
Hatten oder haben Sie denn bereits Kontakt mit uns? Oder sogar mit unserer Personalabteilung? Dann freuen wir uns, wie immer, über Ihre Kommentare, Ihr Feedback, Ihre Meinung!
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