„Wissenschaft ist kein Hexenwerk“
Mit einer kreativen Idee für seine Lehre startete Prof. Dr. Jonas Sauer seine Tätigkeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena: In einer „Literatur-Rundschau“ verbindet der neue Juniorprofessor (mit Tenure Track) für Analysis eine Lehrveranstaltung mit einer Podcast-Reihe. Im Dialog mit aktiven Forschenden bespricht Sauer Literatur zu ausgewählten Themen und zeigt Verläufe einzelner Forschungsprojekte auf. Damit gibt er Studierenden Beispiele an die Hand, die ihnen bei der Erarbeitung eigener Forschungsthemen im Seminar helfen sollen.
Podcast-Reihe für Masterstudierende
Insbesondere Masterstudierende möchte Sauer mit seiner Podcast-Reihe erreichen. In seinen Interviews befragt er Forschende aus dem Bereich Analysis zu ihrer Forschung, zeigt Wege auf, wie sie zu ihren Forschungsfragen gelangen und welche Netzwerke und Kontakte sie dabei nutzen. „Einerseits möchte ich die Studierenden motivieren und ihnen zeigen, dass Wissenschaft kein Hexenwerk ist. Andererseits möchte ich auch die Personen vorstellen, die die Studierenden sonst nur als Autoren von Literatur und Artikeln kennen“, sagt der 35-jährige Mathematiker, der zuvor als Assistenzprofessor an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden tätig war.
Hinzu käme, dass gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie Konferenzen und Möglichkeiten des Austausches und des Kennenlernens sehr begrenzt wären. Die Erkenntnisse aus den Gesprächen sollen den Studierenden etwa beim Finden der Forschungsfrage für ihre Masterarbeiten helfen. Die Podcasts hat der Wissenschaftler zu Beginn seiner Tätigkeit in Jena ins Leben gerufen und gemeinsam mit dem Multimediazentrum der Universität umgesetzt. Zu finden sind die Podcastfolgen in der digitalen Bibliothek Thüringen (https://www.db-thueringen.de/receive/dbt_mods_00050274).
Er spricht die Sprache der Physik
Wenn er nicht gerade Podcasts aufnimmt und sie mit seinen Studierenden bespricht, beschäftigt sich der Juniorprofessor mit partiellen Differentialgleichungen, kurz PDG. „Die partiellen Differentialgleichungen sind eigentlich die Sprache der Physik“, erläutert er. So ließen sich vor allem physikalische Phänomene mit solchen Differentialgleichungen darstellen. Aufgabe der Mathematik sei es, Lösungen für ihre Berechnung zu finden und anhand dieser die zugrundeliegenden Modelle zu verifizieren. Ein Beispiel für Sauers Forschung und Lehre sind Gleichungen aus dem Bereich der Fluiddynamik. Diese würden beispielsweise genutzt, um das Verhalten von Flüssigkeiten oder Gasen zu berechnen, so der Mathematiker.
Kombination zweier Forschungsbereiche
Nachdem er sich im Studium und seiner Promotion an der Technischen Universität Darmstadt vor allem auf deterministische partielle Differentialgleichungen fokussiert hat, erweiterte Sauer seinen Forschungsschwerpunkt als Postdoc am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig im Bereich stochastischer, also vom Zufall geprägter, partieller Differentialgleichungen. „Die Theorie der deterministischen partiellen Differentialgleichung ist gut verstanden.
Im Gegensatz dazu wird für stochastische PDG häufig mit ad hoc-Lösungen gearbeitet. Einen allgemein gültigen und anwendbaren Rahmen gibt es für diese Art der Gleichungen nicht.“ Jonas Sauer macht sich deshalb die verschiedenen Stationen seines Werdegangs zu Nutze, bei denen er sowohl mit deterministischen als auch mit stochastischen PDG intensiv gearbeitet hat. Er strebt an, die Methoden und Werkzeuge der deterministischen PDG auf die stochastischen PDG anzuwenden und damit für diesen Teilbereich den noch fehlenden übergreifenden Rahmen zu schaffen.
„In Jena habe ich dafür ein bereicherndes Umfeld gefunden“, sagt der Mathematiker. Denn einer der Gründe, warum es ihn nach Jena gezogen hat, waren die Anknüpfungsmöglichkeiten seiner Forschung mit den Schwerpunkten der Kolleginnen und Kollegen am Institut für Mathematik der Universität Jena. Aber auch persönliche Erfahrungen überzeugten den zweifachen Familienvater, an die Universität in Jena zu wechseln. Sowohl seine Frau als auch sein Bruder studierten in der Stadt, so dass er diese bereits gut kennt und sich auch im Umfeld der Universität wohlfühlt.
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Info, Vivien Busse // UNI Jena
Foto: Jürgen Scheere // UNI Jena