Mit Kerzen und Musik: Hunderte Menschen gedenken der Opfer von 1938

Am Abend des 9. November 2025 versammelten sich hunderte Menschen am Westbahnhof in Jena, um der Opfer der Pogromnacht 1938 zu gedenken. Mit Kerzen, musikalischer Begleitung und eindringlichen Worten setzte die Stadt ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und gegen jede Form von Antisemitismus. Die zentrale Veranstaltung war Teil der Aktion „Klang der Stolpersteine“, die an 68 Orten in der Stadt Konzerte und stille Erinnerungszeichen verband, um die historische Dimension der Ereignisse sichtbar zu machen.

Mit Kerzen, musikalischer Begleitung und eindringlichen Worten setzte Jena ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Mit Kerzen, musikalischer Begleitung und eindringlichen Worten setzte Jena ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

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CSD Jena lädt am 10. November zum ersten offenen Planungstreffen ein. Ideen, Engagement und Austausch für den Christopher Street Day 2026.

CSD Jena startet in die Planung 2026. Foto, Frank Liebold // Jenafotografx
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Oberbürgermeister ruft zur Wachsamkeit auf

Oberbürgermeister Thomas Nitzsche betonte in seiner Ansprache die Verantwortung der Gegenwart. Antisemitismus beginne nicht mit Gewalt, sondern mit Worten, sagte er. Es liege an allen, wachsam zu sein und rechtzeitig gegen Ausgrenzung und Verharmlosung einzuschreiten. Nitzsche forderte zugleich, die Erinnerungspflicht ernst zu nehmen, damit sich die Tragödie von 1938 niemals wiederhole. Seine Rede appellierte an Zivilcourage und an die Bereitschaft, demokratische Werte konkret zu verteidigen.

Oberbürgermeister Thomas Nitzsche appellierte an Zivilcourage und an die Bereitschaft, demokratische Werte konkret zu verteidigen. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Oberbürgermeister Thomas Nitzsche appellierte an Zivilcourage und an die Bereitschaft, demokratische Werte konkret zu verteidigen. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

Religiöse Stimmen und musikalische Begleitung. Feierlicher Rahmen

Auch Pfarrerin Julia Brabant aus Erfurt mahnte in ihrer Gedenkrede, die Erinnerung wachzuhalten und das jüdische Leben in der Gegenwart zu schützen. Die religiösen und ethischen Reflexionen wurden musikalisch begleitet. Ein Flötenensemble unter der Leitung von Ilga Herzog trug zur Stimmung der Veranstaltung bei. Kantor Milan Andics von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen sang das traditionelle jüdische Totengebet „El Male Rachamim“, ein bewegender Moment, der Stille und gemeinsames Erinnern verband.

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Klang der Stolpersteine Jena an 68 Orten

Die Veranstaltung am Westbahnhof war eingebettet in die Aktion „Klang der Stolpersteine“. An 68 Orten in Jena fanden zeitgleich musikalische Beiträge statt, die den Blick auf Erinnerungspunkte in der Stadt lenkten. Diese dezentrale Form des Gedenkens verband lokale Orte mit kollektiver Verantwortung. Die Stolpersteine selbst markieren Biografien von Menschen, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden, und laden Passantinnen und Passanten dazu ein, innezuhalten und Geschichte in den persönlichen Alltag zu holen.

Klang der Stolpersteine: An 68 Orten in Jena fanden zeitgleich musikalische Beiträge statt. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Klang der Stolpersteine: An 68 Orten in Jena fanden zeitgleich musikalische Beiträge statt. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

Stiller Marsch zum Marktplatz – Gemeinschaftliches Schweigen

Zum Abschluss des Gedenkabends zogen die Teilnehmenden in einem stillen Marsch zum Marktplatz. Das Schweigen und die Kerzenlichter gaben dem Gang eine kontemplative, würdige Atmosphäre. Der Marsch verband die Orte des Erinnerns und machte die gemeinsame Haltung gegen Ausgrenzung sichtbar. Für viele Teilnehmende war der stille Zug ein Ausdruck kollektiver Trauer und zugleich ein Bekenntnis zu Solidarität und Verantwortung.

Klang der Stolpersteine: Stiller Marsch zum Marktplatz. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Klang der Stolpersteine: Stiller Marsch zum Marktplatz. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

Erinnerung als Verpflichtung – Lehren für die Gegenwart

Die Gedenkveranstaltung in Jena machte deutlich, dass Erinnerung mehr ist als Rückschau. Sie ist eine Verpflichtung, die demokratischen Grundlagen zu schützen und gegen Hetze und Ausgrenzung zu handeln. Die Reden, Gebete und musikalischen Beiträge erinnerten an die Opfer von 1938 und stellten zugleich die Frage nach dem Umgang mit antisemitischen Einstellungen heute. In einer Zeit, in der antidemokratische und ausgrenzende Stimmen wieder lauter werden, wurde das Gedenken als aktueller Auftrag verstanden.

Klang der Stolpersteine Jena, 09.11.2025. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Klang der Stolpersteine Jena, 09.11.2025. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

Beteiligung der Zivilgesellschaft

Die Beteiligung von hunderten Menschen zeigt, dass Erinnerung in Jena von zahlreichen Akteurinnen und Akteuren getragen wird. Kirchen, religiöse Gemeinden, Kulturakteure und Bürgerinitiativen wirkten an der Gestaltung des Abends mit. Das Engagement verdeutlicht, wie lokale Initiativen und öffentliche Institutionen zusammenwirken können, um historische Verantwortung sichtbar zu machen und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Erinnerung als Verpflichtung. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx
Erinnerung als Verpflichtung. Foto: Frank Liebold, Jenafotografx

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