PATRICE am Mittwochabend und HUGH COLTMAN am Donnerstag zu Gast in der Kulturarena Jena
Beide Konzerte auf dem Theatervorplatz mit 700 Zuschauern ausverkauft
Patrice: Singt 2016 selbstbewusst den Song „Burning Bridges“ und schiebt kurz darauf sein Album „Life’s Blood“ hinterher. Hier geht es vor allem darum, sich von alten und festgefahrenen Meinungen und Einstellungen zu trennen. Denn Brücken, so sein Statement, können uns auch daran hindern, fortschrittlich in die Zukunft zu gehen.
Zuzuschreiben ist all dies dem begnadeten Singer-Songwriter Patrice, der eigentlich auf den vollen Namen Patrice Babatunde Bart-Williams hört. Und schon beim Lesen des Namens deutet sich an, dass wohl viel kosmopolitisches in ihm steckt. Die Mutter eine Deutsche, der Vater, ein bekannter Schriftsteller und Intellektueller, stammt aus Sierra-Leone. Als Gaston Patrice Babatunde Bart-Williams in Köln geboren, zieht es den Sänger bald in die weite Welt. Noch heute wohnt, lebt und arbeitet er in Frankreich, Deutschland und den USA.
Der Musiker setzt seinem Leben keine Schranken. Wohl auch deshalb ist ihm engstirniger Nationalismus genauso fremd wie kleingeistiges Spartendenken oder gesellschaftliche Uniformität. Diese eigene Grenzenlosigkeit schafft neue Freiheiten: Mit intelligenten Texten stellt er seine eigens gesetzten Inhalte zum Weltgeschehen in den Vordergrund. Er singt über Armut und Ungerechtigkeit, Krieg und Tod. Eine Welt, die der Mensch zu dem machte, was sie heute ist – aber auch eine, die durch ihn wieder zum Guten verändert werden kann. So ist seine Musik keinesfalls dunkelgrau koloriert.
Vielmehr zeigt Patrice ein Gefühl für das, was wirklichen Wert hat und packt es in grenzenlose, wunderschöne Melodien. Mit einer Mischung aus sommerlichem Reggae, sanftem Soul, rhythmischem Hip Hop, dunklem Blues, schwitzigem R’n’B, rockigem Blue Funk sowie nächtlich elektronischen Soundcollagen. Und mit einer Luft aus der Karibik, Afrika und westlichen Großstädten. Ein perfekter Soundtrack zum Sommer.
„Die Zukunft wird richtig cool!“, prophezeite Patrice 2016. Wir müssen es nur schaffen, die Brücken neu aufzubauen. Oder wie es Patrice in seinem gleichnamigen Song treffend eröffnet: „We Are The Future In The Present“.
Foto-Impressionen vom Mittwochabend
HUGH COLTMAN mit seiner Brass Section am Donnerstag
Es ist wohl DER Bruch im Leben Hugh Coltmans: Anfang des Jahres 2000 verabschiedet sich der damals 40-jährige Brite nach über einem Jahrzehnt als Frontmann von The Hoax – die mit ihm mehrfach zur besten britischen Bluesband gewählt worden war – und geht nach Frankreich. Genauer gesagt nach Paris.
Coltman sucht das Unbekannte, den Neuanfang und findet ihn vorerst in der Straßenmusik der kulturellen Metropole. Er tauscht vollen Tourkalender und ausverkaufte Konzerthäuser gegen Métro-Plätze und Open-Stage-Abende, gesicherte Verträge gegen Münzhut. Der Musiker steht wieder ganz am Anfang. Doch sein Können spricht für sich: Coltman lernt den französischen Songwriter und Rapper Spleen kennen und gründet die Band Heez Bus. Langsam kehrt er zurück ins Big Business. Doch Hugh will diesmal auch seine Unabhängigkeit erhalten und arbeitet an eigenen Songs und Solokarriere. Im November 2005 geht er ins Studio, um alles festzuhalten.
Doch das Glück ist nicht mit ihm: Am letzten Aufnahmetag gibt es im Studio einen Festplatten-Crash, der alles erarbeitete, alles Herzblut zerstört. Einzig der Roh-Mix des Albums kann gerettet werden. Das Ereignis wirft ihn völlig zurück. Er will weder singen noch komponieren. Fast ein Jahr lang bleibt der begnadete Sänger stumm. Dann bekommt ein französisches Label den Roh-Mix in die Hände und bietet Coltman prompt einen Plattenvertrag an. Nur zehn Monate später erscheint 2008 Stories from the Safe House v.2 und wird von der französischen Musikpresse bejubelt.
Hugh Coltman geht wieder auf Tournee, legt zig Fernsehauftritte hin. 2011 erscheint sein nächstes Solo-Album, Zero Killed. Dann, ein Jahr später, der nächste Erweckungsmoment: Coltman springt 2012 kurzerhand als Ersatz für die Sängerin Krystle Warren auf einem Jazz-Piano-Konzert ein. Die Zwangslosigkeit der Jazz-Musik trifft ihn wie ein Blitz. „Die sind mehr Rock & Roll, als so mancher Rock-Musiker“, verkündet er überrascht. Mehr und mehr fängt er an, sich dem Jazz zu verschreiben. Und er wagt sein nächstes Projekt: Ein Tribut-Album an eine der größten Stimme des Jazz – the one and only Nat King Cole.
Foto-Impressionen Hugh Coltman vom Donnerstag, 05.August 2021
Prompt wird er als „Sänger des Jahres“ beim renommierten Victoires du Jazz 2017 ausgezeichnet. Seine warme, leicht körnige Stimme steht auch bei seinem nächsten Album Who’s Happy? im Zentrum, bei dem Coltman den farbenreichen Sound des New Orleans Jazz erkundet. Eine Stimme, die unverkennbar ist und die live gänzlich zur Geltung kommt!
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