Lehrpreis 2025: Dr. Manuel Quaschner verbindet Analoge und Digitale Lehre in Zeiten von KI

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena zeichnet Dr. Manuel Robert Quaschner mit dem Lehrpreis 2025 im Themenschwerpunkt „Lehr-Lernkultur in Zeiten von KI“ aus. Gewürdigt wird sein didaktisch durchdachtes und technisch innovatives Lehrkonzept für die Übung und das Tutorium „Lineare Algebra I“. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird am 18. November im Rahmen des Dies Legendi — dem Tag der Lehre — offiziell verliehen.

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Theater-Workshop: Stücke schreiben & Dramaturgie

Kostenfreier Workshop „Stücke schreiben & dramaturgisch denken“ am 6. Nov. 2025, 18–21 Uhr im Spacement Jena. Für Schreibende ab 18 - Spende erwünscht. Foto: AktEins
Kostenfreier Workshop „Stücke schreiben & dramaturgisch denken“ am 6. Nov. 2025, 18–21 Uhr im Spacement Jena. Für Schreibende ab 18 – Spende erwünscht. Foto: AktEins

Brücke schlagen zwischen Schule und Hochschulmathematik

Lineare Algebra ist für viele Studierende der erste Berührungspunkt mit abstrakter Mathematik: Aus dem Schulwissen über zwei- oder dreidimensionale Vektoren entwickelt die Vorlesung das Konzept des Vektorraumes in allgemeiner Form. Diese Abstraktion stellt insbesondere Erstsemester vor große Herausforderungen — der Übergang von konkreten Rechenbeispielen zur abstrakten Struktur verlangt ein anderes Denken.

Dr. Quaschner hat ein Lehrmodell entwickelt, das genau an dieser Schnittstelle ansetzt: Es kombiniert Präsenz-Lehre, Übungsaufgaben und digitale Selbsttests auf Moodle, um Studierende schrittweise zu befähigen, mathematische Konzepte nicht nur mechanisch anzuwenden, sondern in ihrer Logik zu durchdringen. Ziel ist, systematisch Lösungswege aufzuzeigen und das Verständnis dauerhaft zu vertiefen.

Moodle-Selbsttests als Instrument der Selbstdiagnose

Ein zentrales Element des Konzepts sind Moodle-Selbsttests, mit denen Studierende ihre eigenen Fähigkeiten prüfen können. Die Tests sind so konzipiert, dass sie typische Missverständnisse aufdecken und gezielte Rückmeldungen geben. Studierende erkennen dadurch früh, welche Themen sie sicher beherrschen und wo noch Übungsbedarf besteht — ein niedrigschwelliges Angebot zum Aufbau von Selbstwirksamkeit und Prüfungsreife.

Quaschner betont: „Wir wollen die Studierenden befähigen, das Wissen aus der Vorlesung durch Beispielaufgaben zu vertiefen.“ Die Selbsttests sind freiwillig, aber eng mit den Übungsphasen verknüpft; sie helfen, die Lücke zwischen einfachen Präsenzaufgaben und anspruchsvollen Hausaufgaben zu schließen.

Konstruktiver Einsatz von KI – Lehrende als kritische Begleiter

Ein besonders zukunftsweisender Baustein des Lehrkonzepts ist der reflektierte Einsatz von KI-Tools. In den Hausaufgaben werden teils KI-generierte Beweisvorschläge verwendet — allerdings nicht als Abkürzung, sondern als Lehrmittel: Studierende sollen die generierten Beweise kritisch prüfen, auf logische Konsistenz hin untersuchen und fachliche Fehler erkennen. Dieser Übungsansatz lehrt nicht nur mathematisches Argumentieren, sondern auch den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Ergebnissen.

Dr. Manuel Robert Quaschner wird mit dem diesjährigen Lehrpreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet Foto: Nicole Nerger // Uni Jena
Dr. Manuel Robert Quaschner wird mit dem diesjährigen Lehrpreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet Foto: Nicole Nerger // Uni Jena

Dr. Quaschner weist darauf hin, dass manche eingereichte Hausaufgabe den Verdacht nahelegt, sie sei vollständig mit KI erledigt worden. Das sei jedoch wenig nützlich, da Verständnis verloren geht und KI fehleranfällig ist. Deshalb ist die zentrale Lehridee: KI kann unterstützen, darf aber nicht das eigenständige Denken ersetzen. Die Lehrenden begleiten diesen Prozess, geben Rückmeldungen und stellen korrigierende Lernressourcen bereit.

Tutor-Videos und ein Stufenmodell des Lernens

Kommt eine Aufgabe nicht allein zustande, stellt das Team Tutor-Videos zur Verfügung — in denen ein Tutor den Lösungsweg Schritt für Schritt erklärt. Diese Videos sind Teil eines Stufenmodells: Auf Vorlesungsbasis folgen Präsenzaufgaben, anschließend onlinebasierte Übungen und schließlich benotete Hausaufgaben, die Voraussetzung für die Prüfungszulassung sind. Die Kombination reduziert die Diskrepanz zwischen leichteren Präsenzaufgaben und den kniffligen, eigenständigen Prüfungsanforderungen.

Auszeichnung, Wirkung und Weiterentwicklung

In der Jurybegründung wurde die gelungene Verknüpfung analoger und digitaler Formate besonders hervorgehoben. Studierende loben das Konzept als „beispielgebend in fachlicher, didaktischer und technologischer Hinsicht“. Gemeinsam mit Prof. Dr. Vladimir Matveev, auf dessen Vorlesung das Konzept aufbaut, arbeitet Quaschner inzwischen daran, digitale Lern- und Testformate auch für die Pflichtvorlesung Geometrie zu entwickeln.

Deep With You: Sunday Session @ Imaginata Jena

Am 9. November steigt die Deep With You Sunday Session in der Imaginata Jena – mit Township Rebellion, Mathias Kaden & mehr. Jetzt Tickets sichern!
Am 9. November steigt die Deep With You Sunday Session in der Imaginata Jena – mit Township Rebellion, Mathias Kaden & mehr. Jetzt Tickets sichern!

Dr. Quaschner, der Mathematik in Erlangen studierte und seit knapp drei Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Jena tätig ist, plant, das Preisgeld für die Erstellung weiterer Probeklausuren und Übungsmaterialien zu verwenden. Unterstützung bei der Weiterentwicklung von Lehrformaten erhält er von der Akademie für Lehrentwicklung der Universität.

Fazit: Lehrinnovation in Zeiten des KI-Wandels

Der Lehrpreis 2025 für Dr. Manuel Quaschner ist nicht nur eine Anerkennung individueller Lehrleistung, sondern ein Signal dafür, wie Hochschullehre sich in Zeiten von KI verantwortungsvoll weiterentwickeln kann: durch Verbindung von Präsenz und digitalen Tools, durch Förderung von Selbstdiagnose und kritischem Umgang mit KI und durch klare, studentenzentrierte Strukturen. Das Konzept zeigt, wie Lehre heute gestaltet sein kann — analytisch, inklusiv und zukunftsorientiert.

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