Altlasten und Deponien um Jena: Grüne Fraktion freut sich über Hinweise aus der Bevölkerung

Bereits im Oktober 2019 hatte der Ko-Fraktionsvorsitzende der bündnisgrünen Stadtratsfraktion, Heiko Knopf, eine Vorlage mit dem Ziel eingereicht, potenziell gefährliche Müll- und Deponieflächen in der Natur um Jena und im Stadtgebiet besser aufzuarbeiten. Nun wurde der Antrag im November mit großer Mehrheit bestätigt.

„Der Müll stammt zum Teil aus DDR-Deponien, aus Militäranlagen oder aus illegalen Ablagerungen. Leider gibt es auch in geschützten Gebieten vermüllte, aber inzwischen überwachsene Bereiche. Um besonders gefährliche Flächen zu identifizieren, aber auch um die Umweltbelastung im Stadtgebiet allgemein besser einschätzen zu können, ist eine umfangreiche Dokumentation notwendig“, so Knopf.

Jägerberg, Foto: Dr. Lars Polten
Jägerberg, Foto: Dr. Lars Polten

Bis Ende des nächsten Jahres soll – auch auf der Basis von Hinweisen aus der Bevölkerung – eine Flächenübersicht vorliegen, die die Müllablagerungen sowie Altlastenverdachtsfälle in und um Jena dokumentiert. Besser informiert werden sollen der Stadtrat sowie die Bürgerinnen und Bürger Jenas in Zukunft auch darüber, wie die Stadt mit Altlasten, Deponien und Müllablagerungen anderer Art umgeht.

Knopf weiter: „Auf dieser Basis können dann effektivere Strategien für die Beseitigung entwickelt werden – und daran können die Menschen in Jena mit ihren Hinweisen aktiv mitarbeiten. Wo gibt es auffällige Stellen, die überprüft und überwacht werden sollten?“

Die beschlossene Vorlage sieht außerdem Umwelt-Schulpatenschaften für die Landschaftspflege bestimmter Areale vor. Teilnehmende Schulen könnten für ihren Beitrag eine Zuwendung von 1.000 Euro zur freien Verfügung erhalten. Das Prinzip des Projekts Saaleputz soll zudem gemeinsam mit den involvierten Akteur*innen, dem Beirat für Bürgerbeteiligung und der Stadt Jena auf andere öffentliche Flächen übertragen werden, um die Umwelt sauber zu halten.

„Viele Menschen haben bereits ein Bewusstsein für die Schönheit und Einzigartigkeit der Jenaer Natur. Hier lohnt es sich, immer wieder zu sensibilisieren,“ betont Knopf.

Müllablagerungen können über den Mängelmelder (https://maengelmelder.jena.de/de/report) der Stadt gemeldet werden.

Weitere Nachrichten >> News/Jena / Grüne Jena >>
Veranstaltungen im Eventkalender >>
Info, Katrin Schaarschmidt // Grüne Jena
Fotografiken, Dr. Lars Polten

Dokumentation Altlasten und Deponien um Jena  von Dr. Lars Polten

In Jena gibt es mehrere hundert Altlastenstellen oder Altlastenverdachtsstellen, alte Deponien und Müllkippen, die zugeschoben oder nur durch den Laubfall mehrerer Jahre zugedeckt sind. In umweltpädagogischen Formaten wird dies bisher nicht berücksichtigt. Der Umfang der Belastung ist öffentlich nicht bekannt und wird in vielen Fällen nicht öffentlich gemacht. Die Sprache ist allgemein gekennzeichnet von positiver Berichterstattung um Naturräume und Schutzgebiete.

Touristische und Image-orientierte Formulierungen führen zu Falschdarstellungen (Bsp. unten). Abfälle und Müll der vergangenen Jahrzehnte sowie mit Abfällen vermischte Böden finden keine Berücksichtigung. Damit bieten sie für alle Altersstufen hohes pädagogisches Potential.

Jena-Ost

Am Radweg hinter der Wenigenjenaer Schule liegen die Müllkanten noch im Gesträuch, so wie sie in den 1990ern angelegt wurden. Sie entstanden am Rand einer Wirtschaftsfläche, die von Bauhöfen und Lagerzonen gekennzeichnet war, darunter liegt ein mit unbekannten Hinterlassenschaften verfüllter Saalebereich.

Im „geschützten Landschaftsbestandteil“ (GLB) Thalstein würde man, wenn man hinein dürfte, Abfallhaufen und Sanitärmüll auf hunderten Metern in der Krume finden, auch noch in 20 cm Tiefe. Das GLB selbst liegt nochmals auf einem verfüllten Kiesteich, in der Nachbarschaft liegt ein weiterer verfüllter Abbaubereich. Jena-Ost ist ein Ortsteil mit ausführlicher Abfallvergangenheit, wobei die Eintragungen im Altlastenkataster nie oder zu selten öffentlich bekannt wurden.

Jena-Ost, Foto: Dr. Lars Polten
Jena-Ost, Foto: Dr. Lars Polten

Jena-Forst

Neben den abgebildeten, mit Abfällen der DDR verfüllten baulichen Überresten des ehemaligen Arbeiter- und Kriegsgefangenenlagers „Lager Forst“ von Carl-Zeiss-
Jena gibt es rund um die renaturierte ehemalige Kasernenfläche und den Schottplatz zahlreiche Abfallspots, teils mit Abfällen verfüllte Keller, Reste ehemaliger Bebauung (Werkstätten, Übungsstrecken, zwei Barackenlager), flächig ausgedehnte Abfallbelastung der Bodenkrume, ehemalige ausgedehnte Abfalldeponien Richtung Coppanz, eine vermüllte Sperrballonstellung sowie die alte Müllkippe der Kaserne mitten im Naturschutzgebiet.

Geht man von den künstlichen Teichen in den Waldrand hinein, wie es viel spielende Kinder tun, läuft man nicht selten über angebrochenen Asbest, Teerreste u.a.m.

Jena-Forst, Foto: Dr. Lars Polten
Jena-Forst, Foto: Dr. Lars Polten

Jägerberg

Am Jägerberg liegt Styropor teils so dick im Hang, dass nach einem halben Meter Ablesen immer noch gar keine Muttererde zu sehen ist. Alte Fahrzeuge, Reste von Militär und Zivilabfall, Asbest – all dies findet man auf mehreren hundert Metern im Hang. Am Rand des Wildniswaldes ist der Abfall von den meterhohen Müllkippen sogar bis in die Täler und Bäche gerollt. Beräumt wurde hier nie etwas. Auf der unlängst eingeweihten Tafel an der Saalehorizontale ist der Berg unrichtig als renaturiert bezeichnet.

Dr. Lars Polten, der sich im Bereich Umweltpädagogik engagiert und die Müllablagerungen in Jena bereits in mehr als tausend Bildern dokumentiert hat (https://www.natur-wildnis-altlast-jena.de/).