2021 steht der Tag unter dem Motto „Schein & Sein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“
Seit 1993 gibt es den Tag des offenen Denkmals. Seit Beginn an beteiligt sich auch die Stadt Jena an diesen besonderen Tag. Koordiniert wird er von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Mit Führungen und Rundgängen werden Menschen angeregt, sich auf den Weg zu machen, um unser kulturelles Erbe und dabei auch die mit seinem Erhalt verbundenen Berufe, Gewerke, Techniken und Menschen kennenzulernen. Dieser Tag lebt von Begegnungen, Gesprächen und beschert gerade dadurch bereichernde Augenblicke und neue Erkenntnisse.
Ein Leitsatz, welcher hervorragend zum Nachdenken und Diskutieren einlädt. Es berührt die Fragen von Bildpflege und oder versus Substanzschutz, von Rekonstruktion, Kopie und Authentizität, von Verstellen und Verstecken, von Lug und Trug, von Bescheidenheit und Prunk, aber auch Vergänglichkeit und Stetigkeit.
Da sind zum Beispiel die vielen historistischen Gebäude, die mal die Romanik, mal die Gotik oder auch die der italienischen Renaissance aufgreifen. Sie können gern zu einem Rundgang mit Stilraten aufbrechen. Allein beim Volkshaus – das in diesem Jahr leider nicht dabei ist – bieten die Fassaden interessante Details. Oder begeben Sie sich mal auf einen Spaziergang durch das Damenviertel – auch hier finden sich Zitate verglorifizierter vergangener Epochen.
Wunderbar zum Motto passen auch die Beispiele material- und architektur-illusionistischer Oberflächengestaltungen: marmorierte oder Edelhölzer imitierende Holzflächen (z. B. Kita Dornröschen), Blindfenster, wie samtige Tapeten scheinende gemalte Wandflächen (z. B. Ricarda-Huch-Haus), Wandvertäfelungen, die nur mit Farbe und Pinsel auf den Putz aufgebracht wurden (z. B. Haeckel-Haus, Komurhaus), täuschend echte 3-D-Malerei an Decken und Wänden (z. B. Villa Straubel oder Optisches Museum).
Konservieren – Restaurieren – Rekonstrurieren
Kulturdenkmale sind körperlich definiert. Denkmalschutz dient dazu, das körperliche Zeugnis in seiner stofflichen Existenz zu schützen. Die historische Substanz in ihrer Gestalt und Materialität ist Träger der Informationen. Ihr Verlust beeinträchtigt die Authentizität und den Aussagewert des einzelnen Objektes, oder auch der Sachgesamtheit, des Ensembles.
Daher ist Ziel der Denkmalpflege nicht nur der Erhalt eines optischen Eindrucks, sondern der Substanz. Denkmalschutzgesetze sind eben keine Gesetze zur bloßen Ortsbildpflege. Deswegen wird um jedes Fenster, jeden Sparren, jede Diele gerungen. Der Maximalerhalt der geschützten Substanz ist Ziel und Aufgabe der Denkmalpfleger und der Schutzbehörden bei der Bewertung jeder Maßnahme an Kulturdenkmalen.
Dies gilt es bei jeder Maßnahme bei jedem einzelnen Objekt und im Objekt bei jedem authentischen Bauteil neu in Abwägung mit anderen z.B. Nutzerbelangen bestmöglichst zu erreichen. Der Abbruch geschützter Substanz führt zu deren unwiderbringlichem Verlust. Eine Kopie kann nur den Schein wahren, nicht aber das Kulturdenkmal oder den Denkmalbestandteil wiederbringen.
Alles wie immer beim Denkmaltag 2021?
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Fotografiken: Frank Liebold JenaFotografx.de