Eine Tablette „weiß“ nicht, wo sie wirken soll. Sie setzt ihre Wirkstoffe frei, während sie sich auflöst. Damit die Freisetzung möglichst zielgenau am Ort der Erkrankung stattfindet, werden weltweit die besten „Wirkstoffverpackungen“ gesucht. „Viele solcher innovativen Materialien werden in Jena entwickelt und erforscht“, weiß Prof. Dr. Ulrich S. Schubert von der Universität Jena. Der Chemiker und Materialforscher ist Mitveranstalter einer Fachtagung, ausgerichtet vom Jenaer Sonderforschungsbereich (SFB) „PolyTarget“, die am 7. und 8. September an der Jenaer Universität stattfindet. Es geht allgemein darum, wie die zahlreichen Forschungsergebnisse des SFB in die Anwendung übertragen werden können und konkret darum, welche zellspezifischen Strategien gegen Entzündungen helfen.
Medikamente zielgerichtet an den Ort ihrer Bestimmung lotsen
Im SFB „PolyTarget“ entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität und weitere Jenaer Partner seit drei Jahren Systeme, mit denen sich Medikamente zielgerichtet an den Ort ihrer Bestimmung lotsen und die Wirkstoffe punktgenau dort abliefern lassen, wo sie gebraucht werden. „Für die Anwendungen in der Nanomedizin brauchen wir verschiedenste neue Materialien“, sagt der Koordinator des SFB Prof. Dr. Michael Gottschaldt von der Universität Jena. „Wir verpacken Wirkstoffe in winzige Polymer-Partikel“, erläutert SFB-Sprecher Schubert. „Je nach Wirkstoff und Zielort werden die Partikel hinsichtlich ihrer Funktionen maßgeschneidert. Die aktuelle Pandemie macht die Wichtigkeit solcher Strategien für die Behandlung zukünftiger Krankheiten nochmals deutlicher“.
Der Jenaer Chemiker Renzo Paulus bestückt einen sogenannten Synthese- und Formulierungsroboter, der hilft, maßgeschneiderte Nanopartikel herzustellen. (Foto: Jan-Peter Kasper/Uni Jena)
Welche Wirkstoffträger bei Entzündungen einsetzen?
Bei der Tagung werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland darüber diskutieren, welche Wirkstoffträger bei Entzündungen am besten eingesetzt werden sollten und wie dies in der Praxis geschehen kann. Entzündungsreaktionen treten bei verschiedenen Krankheitsbildern auf, beispielsweise bei Infektionen. Die „Medikamente“ durch die in Jena entwickelten Nanopartikel gezielter und damit nebenwirkungsärmer zum Entzündungsort zu bringen, könnte daher Millionen von Erkrankten schneller und nicht zuletzt kostengünstiger heilen. Wie diese Hoffnung zur Realität werden und am besten gelingen kann sowie welche neuen Trends es auf diesem Gebiet gibt, wird während der Jenaer Tagung diskutiert.
Weitere Informationen unter: https://bit.ly/3hTXpo5.
Info, FSU JENA // Axel Burchardt