Nach 14 Jahren als Kanzler der Friedrich-Schiller-Universität Jena geht Dr. Klaus Bartholmé Ende September in den Ruhestand.
Der Kanzler einer Universität leitet die Verwaltung und ist Beauftragter für den Haushalt. Aber in der Realität gibt es wenig im Universitätsbetrieb, mit dem ein Kanzler nichts zu tun. Dies machten die zahlreichen prominenten Redner und Weggefährten von Klaus Bartholmé deutlich.
Einander freundlich begegnen
„Klaus Bartholmé identifiziert sich wie kaum ein anderer mit der Universität Jena“, sagte Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal. „Und kein anderer kennt die Universität aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven wie er: nämlich als Student, Doktorand, Assistent, als zuständiger Referent im Wissenschaftsministerium, als Kanzler und schließlich auch als Freund und Förderer. Als Experte für Wissenschaftsmanagement hat sich Klaus Bartholmé mit Kompetenz und Engagement weit über Jena hinaus einen exzellenten Ruf erworben.“
Der Vertreter des Wissenschaftsministeriums, Staatsekretär Carsten Feller, betonte Bartholmés erheblichen Beitrag bei der Gestaltung des Wissenschaftsstandortes Thüringen sowie des Thüringer Hochschulwesens – sowohl während seiner Tätigkeit im Wissenschaftsministerium als auch als Kanzler der Universität Jena. „Klaus Bartholmé hat durch sein Wirken, das weit über den engen Begriff des Verwaltungschefs hinausgeht, Großartiges geleistet“, sagte Feller und betonte dabei besonders die Verdienste des scheidenden Kanzlers als Wissenschaftsmanager und Netzwerker. „Sie werden sichtbar bleiben“, sagte der Staatssekretär an Bartholmé gewandt im Hinblick auf die rege Bautätigkeit der Universität während seiner Amtszeit.
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Bescheidener Teamplayer
Der Kanzler blieb sich treu und zeigte sich auch in seiner Abschiedsrede als Teamplayer, der sich bei den eigenen Verdiensten zurückhält. „Wenn die 30 erfolgreichen Nachwendejahre der Universität Jena hin und wieder mit den beiden einzigen Kanzlern dieser Zeit in Verbindung gebracht werden würden, wäre dies schön und Ehre genug“, sagt er mit Verweis auf seinen Amtsvorgänger Dr. Klaus Kübel.
Ohne sie als persönliche Erfolge zu verbuchen, vermerkte er bedeutende Meilensteine während seiner Kanzlerschaft, so etwa die Fertigstellung und Inangriffnahme wichtiger Bauprojekte wie das Prinzessinnenschlösschen, das Haus zur Rosen, den Neubau des Psychotherapeutischen Ambulanz sowie den Baumaßnahmen auf dem Inselplatz. „Die – wenn auch nicht in vollem Umfang – erfolgreiche Teilnahme an der Exzellenzinitiative“ und „die deutschlandweit beispielgebende Gründung der Graduiertenakademie“ hob er ebenso hervor wie den „kraft- und zeitaufreibenden Kampf“, „um die Herauslösung und rechtliche Verselbstständigung einer Landesbibliothek aus der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, also unserer ThULB, zu verhindern“.
Wichtig sei ihm, „dass diese Universität nicht nur ein Ort hochkarätiger Wissenschaft und mitreißender Lehre, sondern auch und nicht zuletzt ein Ort des freundlichen Begegnens sein und bleiben möge.“ Und so gehört zu seiner persönlichen Erfolgsbilanz auch „ein von Grund auf renoviertes und in großartiger Verbindung zur Bürgerschaft der Stadt zur Institution gewordenes Gartenfest“.
Überraschende Ehrung
Die Rednerinnen und Redner fanden viele weitere Themen, die sie in Bartholmés Amtszeit für hervorhebenswert fanden. So betonte etwa Altrektor Prof. Dr. Klaus Dicke in seinem launigen „Festwort“ Bartholmés Verhandlungsgeschick: „Wirklich hohe Kunst ist aber gefordert, wenn es darum geht, Gegenrechnungen aufzumachen und etwa den Netto-Ertrag einer Universität für eine Region wider zeitgenössische Ignoranz in Zahlen darzulegen, wenn aus dem Finanzministerium vermeintliche Einsparplausibilitäten in die Welt gesetzt werden.“
Als Dank für seine und Würdigung seiner Unterstützung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen – und insbesondere für seine langjährige Tätigkeit im Kuratorium des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF – überreichte der Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Tünnermann dem scheidenden Kanzler überraschend den Fraunhofer-Taler, eine der wichtigsten Ehrungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Klaus Bartholmé ist seit 29 Jahren stellvertretender Direktor des Gremiums.
Indessen ist die Nachfolgersuche für Klaus Bartholmé derzeit in vollem Gange. Eine Kommission bemüht sich intensiv, möglichst bald eine passende Kandidatin oder einen passenden Kandidaten für das Kanzleramt der Friedrich-Schiller-Universität zu finden.
ZUR PERSON: Dr. Klaus Bartholmé
- 1975 – 1980 Studium der Mathematik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 1980 Staatsexamen sowie Erlangung des akademischen Grades Diplom-Mathematiker
- 1980 – 1990 Forschungsstudium und wissenschaftlicher Assistent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in der angewandten Forschung
- 1988 Promotion zum Dr. rer. nat. (Prädikat „sehr gut“)
- 1990 – 1999 Mitglied der ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung (später: Stadtrat)
- 1990 Wechsel an das neu zu errichtende Thüringer Ministerium für Wissenschaft und Kunst
- 1990 – 1995 stellv. Leiter der Abteilung Wissenschaft und Leiter des Grundsatzreferats
- 1995 – 2007 stellv. Leiter der Forschungsabteilung und Leiter des Grundsatz- und
Controllingreferats - ab 2005 zusätzlich Zuständigkeit für die Friedrich-Schiller-Universität Jena
einschließlich Universitätsklinikum - ab 2007 Kanzler der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Unter seinen zahlreichen Mitgliedschaften und Funktionen in Gremien sind besonders seine langjährige Rolle als Sprecher der Kanzlerinnen und Kanzler der Hochschulen in Thüringen (ab 2007), der mitteldeutschen Universitäten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (2007-2012) und als stellvertretender Sprecher der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten in Deutschland (2012-2018) zu nennen.
Klaus Bartholmé ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.
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Info,Sebastian Hollstein // UNI Jena
Fotos: Jens Meyer // Universität Jena