#StolenMemory: Eröffnung der deutsch-polnischen Wanderausstellung in Jena

Am 6. Oktober eröffnen die Arolsen Archives in Jena gemeinsam mit dem U.S.-
amerikanischen Generalkonsul aus Leipzig und dem Oberbürgermeister der Stad Jena den neuen internationalen #StolenMemory-Ausstellungscontainer.

Im Mittelpunkt der Wanderausstellung, die durch Deutschland und Polen reisen wird, steht der letzte Besitz von KZ-Häftlingen und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an die Familien der Opfer zurückzugeben.

Wo: Johannistor (Am Pulverturm) in Jena
Wann: 6.-27. Oktober 2021
Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 19 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 6. Oktober 2021, 15 Uhr

Die Ausstellung im mobilen Übersee-Container ist bis zum 27. Oktober am Johannistor in Jena zu sehen.

„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die den Häftlingen bei ihrer Ankunft in
Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es
Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne
der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Knapp 550 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder von diesem letzten Besitz und erzählt daran vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.

Wander-Ausstellung #StolenMemory in Jena, Symbolfoto Pixabay
Wander-Ausstellung #StolenMemory in Jena, Symbolfoto Pixabay

Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung

Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Berichtet wird vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer*innen und was den Familien heute diese Dinge aus der Vergangenheit bedeuten. Denn die Angehörigen kommen selbst zu Wort: Mit dem
Smartphone können die Besucher*innen über eine App Videoportraits aufrufen und sich
diese sehr persönlichen Geschichten erzählen lassen.

Unter der Überschrift „Gesucht“ werden Effekten gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe
warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei
der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene
Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

Der emotionale Wert der Effekten

„Oft wissen die Familien nichts oder nur wenig vom Schicksal ihrer Großeltern, Eltern,
Onkel und Tanten“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe
der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Da rund 800 der
Effekten von polnischen Verfolgten stammt, wollen wir mit dem deutsch-polnischen
Container unsere Arbeit in Polen ausbauen, noch mehr Freiwillige zu lokalen Recherchen
einladen und die Erinnerungsstücke zurück in die Familien geben.“

Die deutsch-polnische Wanderausstellung

Durch eine großzügige Schenkung ermöglichten die U.S.-amerikanischen diplomatischen
Vertretungen in Deutschland und Polen den Bau des deutsch-polnischen Ausstellungscontainers, der im Rahmen des German-American Day in Jena erstmalig
dem Publikum vorgestellt wird. Nach Stationen in Weimar und Görlitz reist der Container
im kommenden Jahr durch Polen. Die U.S.-amerikanische Unterstützung von #StolenMemory ist Teil der im Juni 2021 in Berlin von U.S.-Außenminister Antony J.
Blinken angekündigten amerikanischen Förderung der internationalen Holocaust-
Erinnerungskultur.

Wander-Ausstellung #StolenMemory in Jena, Symbolfoto Pixabay
Wander-Ausstellung #StolenMemory in Jena, Symbolfoto Pixabay

Eröffnung in Jena

„Wir sind sehr glücklich mit der Stadt Jena einen so aufgeschlossenen und interessierten
Gastgeber für die erste Ausstellung-Station gefunden zu haben,“ erklärt Floriane Azoulay.
Gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche und dem Generalkonsul des
U.S.-Generalkonsulats in Leipzig Ken Toko eröffnet sie am Mittwoch, 6. Oktober um 15
Uhr die Ausstellung am Johannistor (Am Pulverturm). Im Anschluss findet um 16 Uhr in
der Universität Jena die Podiumsdiskussion „Combating Antisemitsm“ statt. Unterstützt
werden die Arolsen Archives bei der Durchführung der Ausstellung von KoKont Jena.

Ausstellung und Website

Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke:
Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen.
Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit
dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Auf der
Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download
zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der
Wanderausstellung genutzt werden kann.

Über die Arolsen Archives
Die Arolsen Archives sind ein internationales Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Seit 2016 veröffentlicht die Institution online eine Vielzahl an Originaldokumenten zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes aus Konzentrationslagern und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft. Mittlerweile stehen mehr als 27 Millionen Schriftstücke – Deportationslisten, Inhaftierungsdokumente, Registrierungen von Vermissten und viele weitere.

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Fotografiken: Symbolfotos Pixabay