Das Haeckel-Haus der Friedrich-Schiller-Universität Jena kann erst im Frühjahr 2021 wiedereröffnet werden. Wie Kustos Dr. Thomas Bach mitteilt, gibt es Verzögerungen im Bauablauf und Brandschutzauflagen, die noch nicht erfüllt werden konnten. Der avisierte Eröffnungstermin zum 31. Oktober, dem 100. Jahrestag der Museumseröffnung, kann nicht gehalten werden.
Das Haeckel-Haus, 1882/83 als „Villa Medusa“ in der Berggasse 7 errichtet, diente dem Biologen und Evolutionsforscher Ernst Haeckel (1834-1919) als Wohnsitz und Arbeitsstätte. Nach dem Tode Haeckels wurde das Haus am 31. Oktober 1920 als Ernst-Haeckel-Memorial-Museum eröffnet. Wie Thomas Bach erläutert, waren zuvor einige Umbauten erfolgt. So entstanden neben den musealen Räumen zusätzlich eine Verwalterwohnung sowie Räume für das Archiv, eine Bibliothek und ein Sekretariat. Im Jahr 1936 wurde erneut gebaut, der Flur im Obergeschoss umgestaltet und das Haus erhielt eine Zentralheizung. Institutionell wurde 1965 ein neues Kapitel aufgeschlagen: Im Haeckel-Haus saß nun der Lehrstuhl für die Geschichte der Naturwissenschaften. Ausgehend von der Biologie kamen nach und nach weitere Disziplinen hinzu: Medizin (1968), Chemie (1984), Physik (1985), Technik (1986) und Mathematik (1987). Im Jahr 1991 wurde das Studienfach „Geschichte der Naturwissenschaften“ etabliert, das seit 2007 als Bachelor- und Masterstudiengang an der Universität Jena studiert werden kann.
Keine Wiedereröffnung der „Villa Medusa“ zum 100. Geburtstag
Die Sanierung des Ernst-Haeckel-Hauses der Universität Jena dauert bis 2021
Negative und positive Überraschungen bei der Sanierung
Aktuell wird das Haeckel-Haus unter Beachtung des Denkmalschutzes grundlegend saniert. „Bei der Befundung des Hauses gab es einige Überraschungen, negative ebenso wie positive“, sagt Dr. Bach. Zu den schwerwiegenden Mängeln gehörte ein ungenügender Neigungswinkel des Daches, der vom Statiker festgestellt wurde – die Dachkonstruktion musste statisch ertüchtigt werden. Zudem zeigte sich an der Nordseite des Hauses massiver Hausschwammbefall, hier mussten die Backsteine und Balken einer ganzen Wand entfernt und ersetzt werden. Positiv war die Überraschung hingegen, als die Dielen im Untergeschoss des Hauses untersucht wurden: Hier fanden sich ein Rautenmuster und Eichenimitat als Bemalung, die nun über den Winter wiederhergestellt werden. Zudem müssen noch einige Innentüren eingebaut und Brandschutzsysteme installiert werden. Thomas Bach sagt, auch mit Blick auf die coronabedingten Einschränkungen werde es wohl im Frühjahr 2021, mit der Chance auf eine Veranstaltung im Freien, die feierliche Wiedereröffnung geben.
Schon jetzt gibt es Überlegungen, im Haeckel-Haus eine neue Dauerausstellung zu erstellen. Während die oberen Räume wieder die Arbeitsstätte eines Gelehrten im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zeigen werden, soll es im Untergeschoss eine kritische Auseinandersetzung mit Haeckel und seinen Ideen geben. Stichworte sind Haeckel in seiner Zeit sowie Haeckels Positionen zu Eugenik und Rassismus. Das Museum erhält im Erdgeschoss einen Ticketshop und gestalterisch sind moderne digitale Zugänge und Präsentationsformen geplant.
Aufgrund der „Überraschungen“ bei der Sanierung sind die geplanten Baukosten von ca. 1,6 Millionen Euro auf fast das Doppelte gestiegen. Daher ist es sehr hilfreich, dass die Universität für die Sanierung unter anderem eine Förderung durch die Hermann-Reemtsma-Stiftung in Höhe von 300.000 Euro sowie Mittel aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm VIII des Bundes in Höhe von 200.000 Euro erhielt.
Info, FSU JENA // Axel Burchardt