Neue Gedenktafel erinnert an Helene Petrenz in Jena
Am 1. Juli 2025 wurde am Ostflügel des Jenaer Volkshauses eine neue Gedenktafel für Helene Petrenz enthüllt. Die Stadt Jena würdigt damit das Lebenswerk einer Frau, die das öffentliche Bibliothekswesen in Deutschland entscheidend mitgeprägt hat – lange Zeit nahezu vergessen, heute wieder sichtbar im kollektiven Gedächtnis.
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Wer war Helene Petrenz?
Helene Petrenz (1865–1914) war Lehrerin, Mutter von drei Kindern und ab 1899 die erste hauptamtliche Bibliothekarin der „Öffentlichen Lesehalle und Volksbibliothek zu Jena“, der heutigen Ernst-Abbe-Bücherei. In einer Zeit, in der Frauen kaum öffentliche Ämter bekleideten, übernahm sie eine leitende Rolle – als zweite Frau im deutschen Kaiserreich, die eine öffentliche Bibliothek verantwortete.
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Wegbereiterin der öffentlichen Bibliotheksarbeit
Von 1899 bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 1914 gestaltete Helene Petrenz den Bibliotheksbetrieb maßgeblich mit.
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Sie koordinierte den gesamten Arbeitsablauf,
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organisierte 1902 den Umzug in den Ostflügel des Volkshauses,
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und machte die Bibliothek zu einem bundesweiten Vorbild für modernes, bürgernahes Lesen und Lernen.
Unter ihrer Leitung erlebte die Einrichtung eine erste Blütephase, unterstützt durch den Lesehallenverein und die Carl-Zeiss-Stiftung.

Feierliche Einweihung der Gedenktafel am 1. Juli
Die Gedenktafel wurde auf Initiative des Neuen Lesehallenvereins e. V., insbesondere durch den Vorsitzenden Dr. Dietmar Ebert und Stadtarchivarin Constanze Mann, ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Ernst-Abbe-Stiftung und JenaKultur wurde die Ehrung möglich gemacht. Die Enthüllung erfolgte exakt 126 Jahre nach Petrenz’ Amtsantritt am 1. Juli 1899.
Musikalisch begleitet von den Trompetern Alexander Richter und Johannes Stoll, nahmen auch zwei Urenkel von Helene Petrenz, Ina Lück (Iserlohn) und Ingo Morgenstern (Mühlhausen), an der Zeremonie teil.
Anerkennung durch Stadt und Forschung
Kulturdezernent Johannes Schleußner erinnerte an die Bedeutung von Ernst Abbes Engagement für die Lesehalle und betonte den fortschrittlichen Geist Jenas um die Jahrhundertwende:
„Es spricht für eine offene, moderne Geisteshaltung, Helene Petrenz mit der Leitung zu betrauen.“
Die Publikation „Helene Petrenz und die Ernst-Abbe-Bücherei 1865 – 1899 – 2023“ von Prof. Andrea Nikolaizig (HTWK Leipzig) und Studentin Annika Kohl, erschienen 2024 im Leipziger Universitätsverlag, widmet sich erstmals umfassend dem Leben und Wirken dieser beeindruckenden Frau.

Erinnerung an eine starke Frau ihrer Zeit
Friedrun Vollmer, Werkleiterin von JenaKultur, unterstrich, dass Helene Petrenz als eine der ersten Frauen Mutterschaft und Berufstätigkeit erfolgreich vereinen konnte – ein bemerkenswerter Schritt in einer männlich dominierten Gesellschaft.
Mit der neuen Gedenktafel ist Helene Petrenz nun sichtbar in die Stadtgeschichte zurückgekehrt – als Pionierin des Bibliothekswesens, als engagierte Bürgerin und als Vorbild weit über Jena hinaus.
Info und Fotos, JenaKultur