Jenaer Wissenschaftler: Häusliche Gewalt blieb während der COVID-19-Pandemie unverändert
Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Sören Kliem, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Sozialwesen, kommt anhand eines Vergleiches von zwei bevölkerungsrepräsentativen Umfragen aus den Jahren 2016 und 2021 zu dem Ergebnis, dass die Maßnahmen zum Infektionsschutz („Lockdown-Maßnahmen“) nicht unmittelbar zu einer Zunahme häuslicher Gewalt geführt haben.
Entgegen der Erwartung zeigten sich weder für physische Übergriffe in der Partnerschaft noch für psychische und physische Formen von Gewalt gegenüber Kindern signifikante Veränderungen der relevanten Häufigkeiten (12-Monatsprävalenzraten).
Dennoch bleibt der Forschungsbedarf hoch. So muss angemerkt werden, dass aufgrund des zugrundeliegenden Forschungsdesigns (Befragungen der Allgemeinbevölkerung) nicht ausgeschlossen werden kann, dass spezifische und eventuell unterrepräsentierte Risikogruppen (z.B. sozial benachteiligte Familien, Alleinerziehende, Familien mit herausfordernden Kindern) womöglich dennoch bedeutsame Verschlechterungen hinsichtlich häuslicher Gewalt erfahren mussten.
Auch konnte im Rahmen der Untersuchung nicht geklärt werden, ob in Familien, die bereits von häuslicher Gewalt betroffen sind, die Häufigkeit oder Intensität von Übergriffen, während der Lockdown-Maßnahmen zugenommen hat.
Dennoch bleibt der Forschungsbedarf hoch.
Die Studie „Häusliche Gewalt vor und während der COVID-19-Pandemie. Ein Vergleich von zwei bevölkerungsrepräsentativen Befragungen“ ist im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Autoren sind Prof. Dr. Sören Kliem (Ernst-Abbe-Hochschule Jena), Prof. Dr. Dirk Baier (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und Prof. Dr. Christoph Kröger (Universität Hildesheim).
Prof. Dr. Sören Kliem
Deutsches Ärzteblatt:
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Info: Dr. Sören Kliem, Sigrid Neef // EAH Jena
Fotografik: Martin Geisler, Titelfoto Pixabay symbolisch