Appell der Jenaer Stadtspitze zur Verlängerung grundlegender Corona-Schutzmaßnahmen
Jeder kann gegenwärtig im persönlichen Umfeld erkennen, wie viele Menschen gerade gleichzeitig an Corona erkrankt sind. Die gemeldete Inzidenz von 3.000 in Jena, oder gar 5.800 bei Kindern, spiegelt hier sicher die Realität noch nicht einmal vollständig ab.
Nicht immer waren wir im Rahmen unseres auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Prognosemodellen basierenden Pandemiemanagements mit der Thüringer Landesregierung einer Auffassung.
Gleichwohl teilen wir heute das Ansinnen der Landesregierung zur Verlängerung grundsätzlicher Infektionsschutzmaßnahmen uneingeschränkt und sehen den Thüringer Landtag in der Verantwortung, den Weg hierfür frei zu machen. Keine seriöse wissenschaftliche Quelle empfiehlt in der aktuellen Infektionslage, welche allein schon durch die Vielzahl der gleichzeitigen Krankheitsfälle überall Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit sich bringen, Maßnahmen des Basisschutzes wie das Tragen einer Mund-Nassen-Bedeckung einzustellen.
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Die Jenaer Stadtspitze hat sich in den letzten Jahren des Pandemiemanagements immer dafür ausgesprochen, möglichst Maßnahmen mit geringen Eingriffen in das Leben der Menschen frühzeitig den Vorzug zu geben, um drastischere Einschränkungen zu verhindern. Oft sind wir erst erhört worden, als die Situation bereits so angespannt war, dass weitergehende und dann auch lang anhaltende Maßnahmen unvermeidlich waren. Es ist bisher völlig unklar, ob Omikron-Infektionen das Immunsystem in ausreichendem Maße ansprechen, um Wiederinfektionen nach wenigen Monaten zu verhindern und so keine Endlosschleife eintreten zu lassen, in der bis zu 10 Prozent der Bevölkerung jeweils gleichzeitig an das Krankenbett gefesselt ist.
Die Auswirkungen sind gegenwärtig zwar für alle Menschen sichtbar, besonders betroffen sind aber erneut die Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Pflegeheime, die ihren Betrieb kaum aufrechterhalten können. Auch in den Kliniken gibt es heute einen nie dagewesenen Krankheitsstand, der auch die medizinische Versorgung gefährden kann.
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Einzelne Gruppen, die, oftmals von abwegigen Quellen gespeist, schon längst den gesellschaftlichen Konsens verlassen haben und jede Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit, wie etwa das Tragen einer Maske, als einschneidender betrachten als die Erkrankungen von anderen Menschen, fordern immer lauter das Ende aller Maßnahmen. Dazu gehören leider auch zunehmende persönliche Angriffe gegenüber Personen aus Politik und Wissenschaft, die sich dem entgegenstellen und weiter für einen verantwortungsvollen Umgang mit der aktuellen Situation werben. Ein verantwortlicher Umgang mit dieser unsicheren Situation lässt aber nur den aus der Wissenschaft einhellig geforderten Weg angemessen erscheinen, zumindest die den Einzelnen wenig einschränkenden, aber für die Gesellschaft einen großen Beitrag leistenden Masken in Innenräumen weiter zu tragen.
Seit dem Beginn der Pandemie 2020 haben wir unsere Entscheidungen und Forderungen aufgrund wissenschaftlicher Empfehlungen formuliert und werden dies auch weiter tun. Dem Wunsch einiger, entgegen jeder Vernunft gerade jetzt das Ende aller Maßnahmen zu erklären – besonders im erneut von der aktuellen Coronawelle schwer betroffenen Thüringen –, stellen wir uns als Stadtspitze entgegen und fordern den Thüringer Landtag auf, den Weg für eine vorübergehende Fortsetzung wichtiger Schutzmaßnahmen freizumachen.“
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