Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet Ausbildungslehrkräften an Schulen digitales Fortbildungsprogramm an

Vor 15 Jahren führte die Friedrich-Schiller-Universität Jena für Lehramtsstudierende ein verpflichtendes Praxissemester ein, damit zukünftige Lehrerinnen und Lehrer bereits während des Studiums in ihr späteres Berufsumfeld eintauchen können und schon früh Erfahrungen an der Schule sammeln können. Inzwischen hat sich dieses „Jenaer Modell“ in ganz Deutschland etabliert – die meisten Bundesländer haben es in verschiedenen Formen aufgegriffen. Um die Verbindung zwischen ausbildender Universität und Schule weiter zu intensivieren, entwickeln Jenaer Expertinnen und Experten der Lehrerbildung derzeit ein digitales Fortbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer, die den Studierenden während des Praxissemesters zur Seite stehen.

Dazu zählen sowohl deren Mentorinnen und Mentoren als auch die Ausbildungsverantwortlichen der Schulen. Interessierte Lehrkräfte können sich nun noch für die zweite Probephase des Programms „Digitale Lerngemeinschaften“ (DiLe), die im April beginnt, anmelden.

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„Derzeit absolvieren pro Semester etwa 180 bis 200 Lehramtsstudierende an Thüringer Schulen ihr Praxissemester, aber wir als deren Ausbilder haben leider kaum Kontakt zu den Lehrkräften, die sie vor Ort betreuen“, sagt Projektsprecher und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Gröschner von der Universität Jena. „Mit dem Fortbildungsprogramm DiLe wollen wir diesen nun intensiver pflegen und ausbauen, um zu unterstützen, dass die Studierenden die Inhalte, die wir ihnen an der Universität vermitteln, auch an den Schulen anwenden können.“ So könnten die Jenaer Lehrerbildnerinnen und Lehrerbildner die Studierenden optimal begleiten und gleichzeitig mit den Schulen fachlich näher ins Gespräch kommen.

Module zu pädagogischen und fachdidaktischen Themen

Durch das digitale Format ist die Teilnahme an DiLe dabei äußerst unkompliziert. In fünf Modulen bieten die Jenaer Expertinnen und Experten verschiedene – häufig multimediale – Bausteine an, die die Lehrkräfte problemlos nicht am Stück, sondern auch zwischendurch in Pausen und Freistunden in der Schule oder Zuhause absolvieren können. Diese widmen sich zum einen pädagogischen Themen, wie etwa Inklusion und Umgang mit Heterogenität an Schulen, oder Interaktionsqualität im Unterricht. Alle Themen sind dabei so aufbereitet, dass die erfahrenen Lehrerinnen und Lehrer die Studierenden bei den frühen praktischen Schritten auf dem Weg zum Lehrberuf optimal begleiten können.

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So liefert die Fortbildung etwa Hilfestellungen bei der gemeinsamen Vorbereitung und Nachbesprechung der ersten eigenen Unterrichtsstunden oder auch Reflexionsangebote, um die eigene Rolle als Mentor einschätzen zu können. „Zum anderen bieten wir mit fachdidaktischen Modulen – derzeit in den Fächern Chemie, Deutsch und Sozialkunde – einen zusätzlichen Anreiz für die Lehrerinnen und Lehrer“, informiert Gröschner. Derzeit etwa haben Expertinnen und Experten der Uni Jena aus der Politikwissenschaft und der Germanistik gemeinsam Inhalte zum Thema „Fake News“ erarbeitet sowie in Chemie den Einsatz digitaler Tools im naturwissenschaftlichen Unterricht erprobt.

Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Gröschner von der Universität Jena ist Sprecher des Projekts „Digitale Lerngemeinschaften“ (DiLe). (Foto: Jens Meyer/Universität Jena)
Prof. Dr. Alexander Gröschner porträtiert am 31.05.2021 am Lehrstuhl für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena

Neben der Vermittlung von aktuellen Themen und Diskursen wollen die Organisatorinnen und Organisatoren an der Universität Jena die Teilnehmenden auch untereinander stärker vernetzen und eine Plattform zum Austausch bieten – etwa durch ein Kick-Off-Meeting und weitere Treffen. Und nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer profitieren. Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena schätzen den Austausch mit den Teilnehmenden.

„Wir schlagen eine weitere Brücke in die Schulen und erfahren dadurch mehr über den aktuellen Berufsalltag vor Ort, wir können unsere Studierenden bei den ersten Praxiserfahrungen besser begleiten – und wir vernetzen die Fachbereiche an der Universität noch stärker durch die Entwicklung neuer interdisziplinärer fachdidaktischer und bildungswissenschaftlicher Module“, sagt der DiLe-Sprecher.

Interesse aus anderen Bundesländern

Bei Thüringer Schulen sei das Angebot auf großes Interesse gestoßen, sagt Alexander Gröschner. Der kommende Durchgang schließe die Testphase ab. Bisher haben sie rund 30 Lehrerinnen und Lehrer absolviert – die Rückmeldungen dazu sind äußerst positiv. „Ich sehe die verschiedenen Bausteine als Fortbildungsangebote, mit deren Hilfe ich mich als Lehrkraft weiterentwickle und auch prüfe, inwiefern und ob meine Vorstellungen von Unterricht, Lernen und Bildung den Anforderungen und Gütekriterien von guter Schule und gutem Unterricht entsprechen“, sagt Annegret Harendt, die derzeit an einem Gymnasium in Stadtroda unterrichtet und bereits an der Fortbildung teilgenommen hat.

„Ich erhoffe mir, dass DiLe es schafft, einen noch engeren Austausch zu etablieren, so dass zum Beispiel die gemeinsame Planung und Auswertung einer Unterrichtseinheit zum festen Bestandteil des Praxissemesters wird.“ Insgesamt helfen ihr die digitalen Lerngemeinschaften mit konkreten Impulsen dabei, im schulischen Alltagsstress das große Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren und reflektierend auf das eigene Tun zu blicken. Dies gelänge in den unabhängig von Ort und Zeit durchführbaren Selbstlernphasen sowie den digitalen Treffen und Workshops.

Ein solcher Zuspruch und das gesteigerte Interesse am Programm auch aus anderen Bundesländern gibt dem Jenaer Team die Chance, das Angebot zu verstetigen und auszubauen, beispielsweise durch weitere fachliche und pädagogische Inhalte.

Weitere Informationen zu DiLe sind hier zu finden: https://www.dile.uni-jena.de/dile

Bei Interesse zur Teilnahme am Fortbildungsprogramm, wenden Sie sich bitte an: dile@uni-jena.de

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Info, Ute Schönfelder // UNI Jena 
Foto: Jens Meyer // UNI Jena