Ziemestalbrücke: Ein einmaliges Lostplace-Erlebnis in Thüringen
Verlassene Orte wecken Neugier: Ihre Stille spricht von vergessenen Geschichten, technischen Pionierleistungen und dem besonderen Reiz des Verfalls. Die Ziemestalbrücke bei Remptendorf ist so ein Ort – ein beeindruckendes, vollständig aus Stahl errichtetes Viadukt der ehemaligen Bahnstrecke Triptis–Marxgrün. Wer Ruhe, Geschichte und Natur sucht, findet hier ein einzigartiges Ausflugsziel für Wanderer, Fotografen und Entdecker.

Historischer Hintergrund: Bau und Bedeutung
Die Bahnstrecke Triptis–Marxgrün entstand im späten 19. Jahrhundert mit dem Ziel, das Reußische Oberland ans Schienennetz anzuschließen. Die Topographie des Thüringer Waldes verlangte den Ingenieuren große Anstrengungen ab: Schluchten, steile Hänge und wechselndes Gelände erforderten zahlreiche Tunnel und Brücken. Die Ziemestalbrücke zählt zu den bedeutendsten Konstruktionen dieser Strecke.
Anzeige:
Fotokalender Thüringen 2026 – 13 unvergessliche Ausflugsziele erleben

Der Bau begann 1893 mit dem Gießen der Fundamente und wurde 1894 bereits abgeschlossen. Als modernes Material setzte man, bedingt durch die schwierige Lage, auf Stahl statt auf klassischen Bruchstein. Eine Belastungsprobe im Juni 1895 – eine Testfahrt mit drei gekuppelten Lokomotiven – bestätigte die Tragfähigkeit der Konstruktion und unterstrich den technischen Fortschritt dieser Zeit.

Technische Details: Maße und Besonderheiten
Die Brücke ist 115 Meter lang und ragt bis zu 32 Meter tief ins Tal. Ihr Verlauf folgt einer Kurve mit einem Radius von 193 Metern und weist ein Gefälle von 2 % auf. Die Konstruktion besteht vollständig aus Stahl, ruht auf fünf Gerüstpfeilern und trug ursprünglich eine eingleisige Strecke. Eine Besonderheit sind die geneigten Brückenköpfe: sie wurden so gestaltet, dass höhere Zuggeschwindigkeiten möglich waren – eine konsequent auf Tempo ausgelegte Ingenieurslösung für das 19. Jahrhundert.

Trotz zahlreicher Verstärkungsmaßnahmen blieb die historische Struktur weitgehend erhalten. Nach der Stilllegung der Strecke steht die Ziemestalbrücke unter Denkmalschutz und ist heute eines der selten erhaltenen Stahlviadukte dieser Bauart in Deutschland.
Die Wanderung: Anreise, Strecke und Tipp zur Planung
Die Ziemestalbrücke liegt tief eingebettet im Ottertal zwischen Remptendorf, Ziegenrück und Altenbeuthen. Es gibt keinen direkten öffentlichen Nahverkehr zur Brücke; daher ist die Anreise meist mit dem Auto bis zum nächsten Parkplatz möglich. Von dort aus führt ein schmaler Wanderweg durch Wiesen und dichten Wald zum Bauwerk. Bereits beim Näherkommen wird die mächtige Stahlkonstruktion durch die Baumwipfel sichtbar – ein eindrucksvoller Kontrast zwischen Natur und Industriearchitektur.

Der Weg ist teils steinig und führt über Trampelpfade; festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind empfehlenswert. Wer Fotomotive sucht, plant ausreichend Zeit für Auf- und Abstieg ein – vor allem die Morgen- und Abendstunden liefern dramatisches Licht für eindrucksvolle Aufnahmen.
Fotografie & Motivideen
Die Ziemestalbrücke bietet vielfältige Perspektiven: Weitwinkel-Aufnahmen vom Talrand betonen die Dimension der Konstruktion, Nahaufnahmen zeigen die Details der Stahlverbindungen und der rostigen Patina. Im Herbst, wenn das Laub leuchtet, oder im Nebel des frühen Morgens wirkt das Stahlviadukt besonders stimmungsvoll. Achtet auf Kontraste zwischen Stahl und Natur – das Motiv lebt vom Gegensatz.

Sicherheit & rechtliche Hinweise
Wichtig: Die Brücke ist ein denkmalgeschütztes, stillgelegtes Bauwerk ohne offizielle Sicherung. Betreten erfolgt auf eigene Gefahr. Informiert euch vor dem Besuch über lokale Zugangsbeschränkungen und respektiert Hinweis- und Sperrschilder. Rücksicht auf Natur und Denkmalpflege ist Pflicht: Müll mitnehmen, keine Beschädigungen oder Anzündungen, Wege nicht verlassen, um Flora und Tierwelt zu schützen.
Warum sich der Ausflug lohnt
Die Ziemestalbrücke kombiniert Technikgeschichte, Abenteuer und Naturerlebnis. Für Lostplace-Fans ist sie ein idealer Ort, um das Zusammenspiel von Ingenieurskunst und Verfall zu beobachten. Wanderer schätzen die Ruhe und die landschaftliche Vielfalt des Thüringer Waldes; Fotografen finden hier starke, atmosphärische Motive. Ob als Tagesausflug oder als Ziel einer längeren Tour – die Brücke bleibt im Gedächtnis.

Praktische Hinweise zusammengefasst
Lage: Ottertal, Nähe Remptendorf / Ziegenrück / Altenbeuthen.
Zugang: Wanderung vom nächsten Parkplatz; Weg teils schmal.
Ausrüstung: Festes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung, ausreichend Wasser.
Fototipp: Goldene Stunde nutzen; Weitwinkel für Gesamtsicht, Tele für Details.
Sicherheit: Betreten auf eigene Gefahr; Denkmal beachten; Müll mitnehmen.
Die Ziemestalbrücke ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Industriegeschichte und Natur zu einem einzigartigen Erlebnis verschmelzen. Wer Respekt vor dem Ort mitbringt und sich verantwortungsvoll verhält, wird hier ein unvergessliches Lostplace-Abenteuer im Herzen Thüringens finden.

Hashtags:
#Ziemestalbrücke #LostplaceThüringen #ThüringerWald #Stahlviadukt #WandernDeutschland #LostPlaces #Fotografie #Remptendorf #Industriekultur #OutdoorAbenteuer

Weitere Nachrichtem aus Thüringen:
- Jena gedenkt 2026 den Schlachten von Jena und Auerstedt mit Reenactments, Ausstellungen, Biwak und historischem Programm
- Markus Mauthes Live-Reportage „Die Reise zum Klima“ am 14.11. in Jena

















