Bereits der Gedanke an den eigenen Tod macht vielen Menschen Angst.
Diese steigert sich noch, wenn das Sterben mit Schmerzen, langem Leiden und Siechtum verbunden ist. Hinzu kommen manchmal Sorgen, die Selbstbestimmung zu verlieren oder der sogenannten Gerätemedizin ausgeliefert zu sein. Manchen erscheint der assistierte Suizid in einer solchen Situation als Möglichkeit, die Kontrolle über den eigenen Tod zu behalten.
Mein Tod gehört mir
Im Februar 2020 erklärte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig und nichtig: Das grundgesetzlich verankerte allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasse ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben, das auch die Freiheit einschließe, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen.
Während dieses Urteil für schwerstkranke und sterbewillige Menschen eine Erlösung bedeuten kann, wird es von Patientenverbänden und Kirchen scharf kritisiert. Sie befürchten, dass der assistierte Suizid zu schnell als Alternative zu einer aufwendigen Sterbebegleitung in Betracht gezogen wird. Im Fokus steht auch die Berufsgruppe der Ärztinnen und Ärzte, die in Zukunft noch häufiger mit dem Wunsch nach Suizidhilfe konfrontiert werden dürfte und damit in persönlich moralische Dilemmasituationen geraten kann.
Suizidhilfe aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten
Das Thema der Suizidhilfe wird daher in Fachkreisen und der Öffentlichkeit kontrovers und hochemotional diskutiert. Das Ethikzentrum der Universität Jena widmet den diesjährigen Thüringentag für Philosophie am 15. November 2021 dieser Thematik. Vortrags- und Diskussionsbeiträge kommen aus Rechtswissenschaft, Medizin, Philosophie und Theologie. So wird z. B. Prof. Gian Domenico Borasio, Mediziner der Universität Lausanne, ebenso seine Positionen darstellen, wie Prof. Reiner Anselm, Theologe an der LMU München, Prof. Ilona Croy, Psychologin an der Universität Jena, und Prof. Ulrich Wedding, Palliativmediziner am Universitätsklinikum Jena.
Begleitet und gerahmt werden diese Beiträge durch Erläuterungen des Juristen Prof. Wolfram Eberbach zum Bundesverfassungsgerichtsurteil. Die Tagung wird mit einer Podiumsdiskussion beschlossen, in der Sozialethikerin Prof. Elke Mack (Erfurt), Philosoph Prof. Klaus-Michael Kodalle (Jena) und der Leiter des Ethikzentrums Prof. Nikolaus Knoepffler die zuvor gehörten Beiträge weiterdiskutieren. Die Moderation übernimmt Tina Rudolph, Ärztin und Abgeordnete des Deutschen Bundestags.
Tagung am Montag, 15.11.2021 ab 10.00 Uhr
Die Tagung wird in Zusammenarbeit des Ethikzentrums der Universität Jena und der Neuen Thüringischen Gesellschaft für Philosophie e. V. ausgetragen. Sie findet am 15. November 2021 ab 10 Uhr statt. Aufgrund der anhaltenden Pandemie-Situation ist die Teilnahme vor Ort nicht öffentlich. Alle Interessierten sind jedoch herzlich eingeladen, die Veranstaltung via Live-Stream zu verfolgen. Der entsprechende Link wird veröffentlicht unter: www.ethik.uni-jena.de.
Weitere Nachrichten aus >> News/Jena / Uni Jena >>
Veranstaltungen im Eventkalender >>
Info, Vivien Busse // UNI Jena
Foto: Symbolfoto Pixabay