ZeTT-Radar-Umfrage der Universität Jena: Schwieriger Jahresstart für Unternehmen in Thüringen

Thüringer Unternehmen beklagen einen schwierigen Start ins neue Jahr. Für knapp die Hälfte der Thüringer Unternehmen (46 Prozent) sind die pandemiegetriebenen Maßnahmen immer noch relevante Probleme. Etwa ein Drittel der Betriebe (31 Prozent) ist Mitte Januar von einem hohen Krankenstand oder vielen Quarantänefällen betroffen. Noch stärker zu Buche schlagen jedoch die Schwierigkeiten, Fachkräfte zu bekommen (53 Prozent), Lieferprobleme bei Materialien und Teilen (56 Prozent) sowie steigende Ausgaben für Energie (61 Prozent). 

Wer hält den Abwärtstrend im Zaum? 

Diese Zahlen wurden im Januar vom Zentrum Digitale Transformation (ZeTT) in einer Umfrage zum ZeTT-Radar ermittelt. Das Zentrum unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universität Jena, Prof. Dr. Heike Kraußlach von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und dem ZeTT-Geschäftsführer Dr. Thomas Engel befragt regelmäßig Thüringer Unternehmer und Werksleiter zu ihrer betrieblichen Situation.

Ökologische Frage rückt auf die Tagesordnung von Unternehmen und Beschäftigten

„Der Problemdruck der Pandemie lässt langsam nach. Stattdessen drängt nun das Ökologiethema – auch durch Strom- und Material-Teuerungen – auf die Tagesordnung von Unternehmen und Lohnempfängern“, konstatiert Klaus Dörre. Damit verbunden sei die Frage, wie sich betriebliche und soziale Folgen des ökologischen Umbaus in der Wirtschaft besser bewältigen lassen? Das sei eine der zentralen Fragen, mit denen sich immer mehr Forschungsprojekte an der Universität Jena beschäftigen, so der Soziologe. Festzustellen sei, dass sich für die Unternehmen die Herausforderungen in den letzten Monaten komplett verschoben haben, so Dörre, der die Online-Veröffentlichung des neuesten ZeTT-Radar-Trends Mitte Februar erläutert.  

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Der Problemdruck betrifft viele Unternehmen gleich mehrfach. „Von den zwölf abgefragten Herausforderungen befassen sich die meisten Geschäftsführer mit mindestens drei von diesen Problemen gleichzeitig“, beschreibt Nora Fülöp, die als ZeTT-Mitarbeiterin an der Erstellung der Studie beteiligt war. „Der ZeTT-Radar zeigt zwar, dass die wirtschaftliche Situation im Januar und Februar insgesamt stabil ist“, so Fülöp weiter. Aber große Sprünge bei Umsätzen und Personal seien laut der befragten Geschäftsführungen nicht zu erwarten. 

Hotel- und Gaststättenbetreiber fürchten um ihre Existenz

„Das verarbeitende Gewerbe und die Digitalwirtschaft halten die Abwärtstrends im Dienstleistungsbereich und im Baugewerbe im Zaum“, so Klaus Dörre. Während in der Produktion und in der IT-Branche mehrheitlich Personal aufgebaut wird, verzeichnen vor allem Tourismus- und Gastbetriebe sowie saisonal bedingt auch der Bau steigende Kurzarbeitszahlen und Personalabbau. Ein Viertel der befragten Hotel- und Gaststättenbetreiber (25 Prozent) signalisieren wieder verstärkt Gefahren für die Existenz ihrer Betriebe.  

Der wichtigste ZeTT-Radar-Trend für das verarbeitende Gewerbe zur aktuellen Geschäftssituation bleibt mit dem Wert von 108 noch über der kritischen 100er Marke. Das zeigt eine bessere Situation als zum Vorjahr an. Die Erwartungen für die kommenden Monate gehen aber nicht von Verbesserungen aus. 

Alle Trend- und Prozentwerte des ZeTT-Radars für das erste Quartal 2022 können auf der Webseite https://zett-thueringen.de/zett-radar/trends nachgelesen werden. Dort werden für Unternehmen und Beschäftigte zudem Informationen über Beratungs- und Qualifizierungsangebote des ZeTT bereitgestellt. Die Angebote sind aufgrund der Förderung durch die Ministerien für Arbeit und Soziales von Bund (BMAS) und Land (TMASGFF) kostenfrei. Das ZeTT hat zusammen mit seinen Partnern die Aufgabe, den digitalen Wandel der Arbeitswelt zu unterstützen.

Thüringer Unternehmen sehen sich angesichts steigender Energiepreise vor große Herausforderungen gestellt. Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)
Blick auf das zwischen 1976 und 1988 errichtete Braunkohle-Kraftwerk Jänschwalde im Südosten Brandenburgs, das überwiegend mit Braunkohle aus den Niederlausitzer Tagebauen Jänschwalde und Welzow-Süd versorgt wird (Foto vom 20.10.2019). Mit einer Leistung von 3.000 Megawatt war es das drittgrößte Kraftwerk Deutschlands. Am 30.09.2019 wurde in Jänschwalde der zweite 500-Megawatt-Block abgeschaltet und in den Sicherheitsbetrieb versetzt. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

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Info, Dr. Ute Schönfelder // UNI Jena 
Foto: Jan-Peter Kasper // UNI Jena