Biologiedidaktik der Universität Jena veranstaltet am 23. September 2021 eine Tagung zur Anwendung der Ideen der „Jenaer Erklärung“ in der (Hoch-)Schulbildung

„Vielerorts wird der Rassebegriff noch als gegeben gesehen, ohne dessen historische Dimension als rassistisch zu begreifen“, sagt Dr. Karl Porges. Der Biologiedidaktiker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena wirbt dafür, „den Begriff Rasse zu überwinden“. Unter diesem Titel lädt Karl Porges am 23. September zu einer Tagung ein.

Die eintägige Veranstaltung bietet einen Mix aus Online-Angeboten wie Vorträgen und Workshops sowie Exkursionen. Hinzu kommen kulturelle Beiträge, einer aus Berlin, der zweite aus Burkina Faso. Ziel ist es, aktuelles Wissen in die (Hoch-)Schulbildung zu transportieren. Eingeladen sind Lehrerinnen und Lehrer, Hochschuldozierende sowie Studierende und alle am Thema Interessierten. 

Rassismuskritische Bildungsarbeit als neuer Forschungsschwerpunkt

„Wie u. a. in der UNESCO-Erklärung von 1995 dargelegt, gibt es keine Belege für menschliche Rassen“, sagt Karl Porges. Der wissenschaftliche Konsens in dieser Frage sei aber längst noch nicht vollständig in der Gesellschaft angekommen. Einer der Gründe, weshalb vor gut zwei Jahren anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft die „Jenaer Erklärung“ veröffentlicht wurde. Sie besagt, dass das Konzept der Rasse das Ergebnis von Rassismus ist.

„Mit der Tagung wollen wir über Fachgrenzen hinweg zur Selbstreflexion anregen“, sagt Dr. Porges und einen neuen Forschungsschwerpunkt der AG Biologiedidaktik der Uni Jena vorstellen, der Fachdisziplinen wie Philosophie, Biologie und Wissenschaftsgeschichte mit Kultur- und Gedenkstättenarbeit sowie Schulbildung verbindet. In Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) sowie unterstützt durch die Graduierten-Akademie der Universität Jena wurde dazu ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das um die Themen Rasse, Rassismus, Vielfalt und Rechtsextremismus kreist. Als musikalische Bereicherung sind zudem Stücke der Liedermacherin Dota aus Berlin sowie des Liedermachers Ezé Wendtoin aus Burkina Faso vorgesehen.

Autoren der „Jenaer Erklärung“ unterstützen die Veranstaltung

Nach einem Grußwort des Thüringer Ministers für Bildung, Jugend und Sport Helmut Holter hält Prof. Dr. Andreas Beelmann den Eröffnungsvortrag. Der Direktor des Zentrums für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration an der Universität Jena spricht über „Psychologische Erklärungen für die Entstehung von Vorurteilen und Möglichkeiten der Prävention“. Im Anschluss können die Teilnehmer aus sieben Workshops wählen.

Unter anderem stellt PD Dr. Georgy S. Levit (Universität Jena) die Anfänge des wissenschaftlichen Antirassismus vor, namentlich bei Nikolai N. Miklucho-Maklai, einem Schüler Ernst Haeckels. Stephan J. Kramer, der Präsident des Amtes für Verfassungsschutz Thüringen, behandelt „Aktuelle Aspekte des Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ und die beiden Rechtswissenschaftlerinnen Isabelle M. Kutting und Naziar Amin (beide Universität Jena) nehmen mit den Teilnehmern des Workshops „die rechtswissenschaftliche Perspektive auf einen überkommenen Begriff“ in den Blick. Unterstützung erfährt die Veranstaltung auch durch zwei Autoren der Jenaer Erklärung, Prof. Dr. Uwe Hoßfeld (Universität Jena) sowie Prof. Dr. Johannes Krause (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Leipzig).

Die „Jenaer Erklärung“ kann hier nachgelesen werden.

Der Begriff Rasse steht zwar im Grundgesetz; wie man ihn aber „überwinden“ kann und mit ihm aber am besten in Schule und Hochschule umgeht, wird während einer Tagung am 23. September an der Universität Jena diskutiert.  (Foto: Jens Meyer/Universität Jena)
Symbolbild (Inszeniertes Foto!) – Ein Mitarbeiter betrachtet im Internet mit einer Lupe den Begriff „Rasse“, Teil des Artikels 3 des Grundgesetzes, am 09.09.2021 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena

Zum Programm der Tagung gehören vier Exkursionen, zu denen an den Gedenkweg Buchenwaldbahn, an den Erinnerungsort „Topf & Söhne“ Erfurt, nach Weimar und ans Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena eingeladen wird.

Anmeldung erwünscht

Wer an der Tagung „Den Begriff Rasse überwinden. Die Jenaer Erklärung in der (Hoch-) Schulbildung“ teilnehmen möchte, wird um Anmeldung gebeten. Lehrerinnen und Lehrer können sich beim Thüringer Schulportal anmelden: https://www.schulportal-thueringen.de/, Studierende und Interessierte nutzen bitte die Adresse www.biodidaktik.uni-jena.de/aktuelles. Es ist möglich, sich nur für einzelne Vorträge bzw. Workshops oder Exkursionen anzumelden. 

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Info, Axel Burchardt // UNI Jena 
Foto: Jens Meyer // Universität Jena