Lesung: René Müller-Ferchland stellt „Weiße Hunde“ — ein Roman über Zwangsadoptionen in der DDR

Am 29. Oktober 2025 um 19:30 Uhr lädt die Ernst-Abbe-Bücherei im Rahmen des 30. Lesemarathons zur Lesung mit dem Autor René Müller-Ferchland ein. Vorgestellt wird sein aktueller Roman „Weiße Hunde“, der ein lange verdrängtes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte thematisiert: Zwangsadoptionen in der DDR. Die Veranstaltung ist Teil der Initiative „Thüringen liest“ und wird deshalb gefördert. Der Eintritt ist frei; Informationen und Details zum Programm finden Sie auf der Seite der Stadtbibliothek Jena www.stadtbibliothek-jena.de.

Inhalt und Thema des Romans

„Weiße Hunde“ erzählt die Geschichte von Annerose, einer Frau Ende fünfzig, die den Anschein erweckt, ihr Leben und ihre Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Diese Ruhe wird gestört, als die junge Celine Annerose von einem Kind berichtet, das Annerose einst von der Jugendhilfe weggenommen wurde. Celine beginnt, nach dem Vater des Kindes — Jakob — zu suchen, und bringt damit eine alte, schmerzhafte Geschichte wieder in Bewegung. Zwischen Annerose und Jakob flammt der Wunsch auf, das verlorene Kind zu finden. Doch die Frage bleibt: Kann Annerose sich ihrer Vergangenheit wirklich stellen?

Der Roman verknüpft persönliche Schicksale mit historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. 35 Jahre nach der Deutschen Einheit greift Müller-Ferchland die Themen Schuld, Verlust und die Kraft der Erinnerung auf und stellt sie in den Kontext von Pflicht, Macht und bürokratischen Entscheidungen in einem staatlichen System. Die erzählerische Kraft des Romans liegt in der ruhigen, aber eindringlichen Rekonstruktion individueller Lebenswege, die stellvertretend für viele stehen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Warum die Lesung besonders ist

Der Roman behandelt kein abgehobenes Thema der Vergangenheit: Zwangsadoptionen berühren zentrale Fragen von Autonomie, familiärer Bindung und staatlicher Einflussnahme. In einer Zeit, in der Erinnerungskultur und Aufarbeitung historischer Verfehlungen weiterhin hohe Relevanz besitzen, bietet „Weiße Hunde“ einen literarischen Zugang zu komplexen moralischen Fragestellungen. Die Lesung liefert Anlass für Diskussionen über historische Verantwortung, persönliche Aufarbeitung und die Rolle von Erinnerung in der Gegenwart.

Lesung: René Müller-Ferchland stellt „Weiße Hunde“ — ein Roman über Zwangsadoptionen in der DDR. Foto: Piotr Tarkowski Geratal
Lesung: René Müller-Ferchland stellt „Weiße Hunde“ — ein Roman über Zwangsadoptionen in der DDR. Foto: Piotr Tarkowski Geratal

Veranstaltungsdetails und Rahmenprogramm

  • Wann: Donnerstag, 29. Oktober 2025, 19:30 Uhr

  • Wo: Ernst-Abbe-Bücherei, Jena (im Rahmen des 30. Lesemarathons)

  • Eintritt: frei

  • Förderung: Veranstaltung im Rahmen von „Thüringen liest“

  • Weitere Infos: www.stadtbibliothek-jena.de

Die Lesung bietet die Möglichkeit, dem Autor zuzuhören, Auszüge aus dem Roman kennenzulernen und anschließend in ein Publikumsgespräch einzusteigen. Solche Gespräche sind ideal, um Hintergründe zur Entstehung des Romans, zur Recherche und zur Einordnung des Themas in den historischen Kontext zu erfahren.

Für wen die Veranstaltung interessant ist

Die Lesung richtet sich an ein breites Publikum: Literaturinteressierte, historisch und gesellschaftspolitisch Engagierte, Betroffene und Fachleute aus Sozial- und Geschichtswissenschaften sowie alle, die sich für Erinnerungskultur und Aufarbeitung interessieren. Auch Studierende und Lehrende, die sich mit DDR-Geschichte, Sozialpolitik oder literarischer Zeitzeugenarbeit beschäftigen, finden hier wertvolle Impulse.

Info, JenaKultur | Foto: Piotr Tarkowski Geratal | Veranstaltungen im Eventkalender